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Erschienen in: esotera 7/1995
(Seite 98-101) |
Gefahr unter Hochspannung
Elektrosmog macht krank, wurde jetzt erstmals offiziell
vom „Bundesamt für Strahlenschutz" bestätigt.
Radiästheten, aber auch engagierte Wissenschaftler - wie Wulf-Dietrich
Rose von der Gesellschaft für Elektrosmog-Forschung (Foto)
- warnen seit Jahrzehnten vor dieser Gefahrenquelle. Sie entwickelten
Geräte, mit denen jeder selbst die gefährliche Strahlung
messen kann
Von Ulrich Arndt
"Mobiltelefone
machen Hirntumore!" Mit dieser Behauptung schockte der Witwer
David Reynard vor einigen Jahren in einer US-Fernsehshow die
amerikanische Geschäftswelt. Seine Begründung: Der
Hirntumor seiner Frau hatte sich genau dort gebildet, wohin sie
während ihrer Dauertelefonate immer den Hörer des Funktelefons
gehalten hatte - nämlich nicht direkt am Ohr, sondern etwas
dahinter. Der darauffolgende Wirbel in den Medien bewirkte, daß sich
sogar der US-Kongreß mit der möglichen Gesundheitsgefahr
durch Mikrowellen - wie sie unter anderem von Funktelefonen ausgestrahlt
werden - befaßte. Die elektromagnetischen Wellen im Mikrobereich
sind ein besonders gefährlicher Teil des sogenannten Elektrosmogs,
der überall auftritt, wo Strom fließt. Als erste warnten
Radiästheten (was soviel wie „Strahlenfühlige" bedeutet)
und Sensitive vor den Gefahren des Elektrosmogs. „Heute
legen über 30 wissenschaftliche Studien nahe, daß für
Menschen ein erhöhtes Krebsrisiko besteht, wenn sie längerfristig
Elektrosmog ausgesetzt sind", stellt Dr. Ulrich Warnke fest,
Pionier der Elektrosmog-Forschung, Dozent an der Universität
des Saarlandes und Leiter der dortigen Abteilung Biomedizin-Technik.
In den USA zog man bereits drastische Konsequenzen: „Die
erlaubte Sendeleistung für Mobiltelefone wurde dort von
7 auf 0,7 Watt reduziert", so Dr. Warnke. Doch nicht nur
Mobiltelefone, Handys und Portables sind Quellen für unsichtbare
krankmachende Strahlung. Elektromagnetische Felder umgeben jeden
Ort, an dem Strom fließt, und jedes elektrische Gerät,
das unter Spannung steht: Stromleitungen, Fernsehgeräte,
Computer, Mikrowellenherde, Neonröhren, viele Energiesparlampen,
Staubsauger, Radiowecker, Babyphone, Warmwasserboiler und viele
andere Geräte sowie Bahnstrom-Anlagen, Rundfunk-, Fernseh-
und Mobilfunksender. Die Folgen können ganz verschieden
sein, je nach Art der elektromagnetischen Wellen: zum Beispiel
Kopfschmerzen, Schlafbeschwerden, häufige Müdigkeit, Überreiztheit,
Depressionen, Herzrhythmusstörungen, Schwächungen des
Immunsystems, Hormonstörungen und sogar Leukämie, Genschäden
und Krebs (s. Tabelle S.101). Wann Strahlung für die Gesundheit
gefährlich wird, ist jedoch umstritten. Auch sind nicht
alle künstlich erzeugten Felder gesundheitsschädlich.
Im Gegenteil: Elektromagnetische Felder können sogar gezielt
zur Heilung eingesetzt werden, etwa um die Knochenheilung zu
beschleunigen.
Im Februar diesen Jahres warnte - nach jahrelangem Zögern - endlich
auch das deutsche „Bundesamt für Strahlenschutz" vor
Elektrosmog, zunächst allerdings nur vor den Gesundheitsgefahren
durch Mobiltelefone: „Die von den Antennen der Funktelefone und
Handys abgestrahlte Energie kann zu Erwärmungen im Gehirn und vor
allem der Augen führen."
Mobiltelefone funken ins
Gehirn
Welche fatalen Folgen dies möglicherweise für
den Menschen hat, darüber informierten die amtlichen Strahlenschützer
jedoch nicht. Deutlich sagen dies hingegen einzelne Wissenschaftler: „Kopfschmerzen,
Sehstörungen, grauer Star, Beeinträchtigungen der Gehirnfunktion,
Sprach- und Stoffwechselstörungen, chronische Erschöpfung
sowie Verhaltensänderungen können durch Mobiltelefone
hervorgerufen werden", erklärt Wulf-Dietrich Rose, wissenschaftlicher
Leiter der „Internationalen Gesellschaft für Elektrosmog-Forschung" (IGEF).
Vorsicht sei vor allem bei den Telefonen des D-Netzes angebracht. „Die
Trägerfrequenz des D-Netzes im 900-Megaherz-Bereich dringt
besonders leicht und tief in das Gehirn ein", erklärt
Elektrosmog-Forscher Dr. Ulrich Warnke.
Das „Bundesamt für Strahlenschutz" warnt auch vor eventuellen
gefährlichen Störungen anderer elektronischer Geräte durch
die Funkwellen mancher Mobiltelefone. So dürfen Menschen mit einem
Herzschrittmacher die Handys nicht zu nahe an ihre überlebenswichtigen
technischen Hilfsmittel halten. Auch neben empfindlichen medizinischen
Apparaten wie Dialysegeräten und in Flugzeugen ist das mobile Telefonieren
verboten, damit die Elektronik nicht durcheinandergebracht wird. Ebenso
können nach Forschungen von Elektrosmog-Experten auch Computer,
Registrierkassen, Stereoanlagen, Aufzüge, Automobile, TV-Geräte
und Haushaltsapparate durch solche Funkwellen „verwirrt" werden.
Daß diese Signale auch die „Schaltungen" im menschlichen
Gehirn, in Nerven und Zellen stören können, hält das „Bundesamt
für Strahlenschutz" jedoch bisher nicht für bewiesen.
Dabei ist die mögliche krankmachende Wirkung durch Funktelefone
nach Meinung mehrerer Experten in Wirklichkeit nur die Spitze des Eisbergs
der tatsächlichen Gesundheitsgefahren durch Elektrosmog. Bei über
4000 Messungen elektromagnetischer Strahlenbelastungen in Wohnungen und
Büros stieß die „Internationale Gesellschaft für
Elektrosmog-Forschung" auf viele ungewöhnliche Krankheitsfälle.
„Etwa ein halbes Jahr lang litt ich bereits an bis dahin unbekannten Schlafstörungen,
morgendlichen Kopfschmerzen und Nervosität, als zusätzlich noch schwere
Depressionen einsetzten", berichtet Christine B., Lehrerin in einer bayerischen
Kleinstadt. Ein Nervenarzt verordnete während dieser Zeit immer stärkere
Medikamente, und schließlich stand sie kurz vor der Einweisung in eine
psychiatrische Anstalt.
Krank durch die Elektro-Zahnbürste
Damals empfahl ihr ein Kollege, das Wohnhaus auf
eine eventuelle krankmachende Strahlenbelastung hin untersuchen
zu lassen. Tatsächlich fanden Mitarbeiter der IGEF und des „Instituts
für Baubiologie" in Rosenheim starke elektromagnetische
Felder von 850 Nano-Tesla genau im Kopfbereich ihres Bettes. „Bereits
4 Nano-Tesla starke magnetische Wechselfelder erzeugen im Nervensystem
erste meßbare Streßreaktionen", erklärt Elektrosmog-Experte
Wulf-Dietrich Rose. So sei es kein Wunder, daß die Lehrerin
gewissermaßen „durchdrehte". Die Quelle für
diese krankmachende Strahlung fanden die Experten im Bad: Vor einem
halben Jahr hatte das Ehepaar eine elektrische Zahnbürste
gekauft und im Bad an der Wand zum Schlafzimmer befestigt - genau
hinter dem Kopfende des Bettes von Christine B. „Beim Aufladen über
Nacht verursachte die Zahnbürste eine elektromagnetische Strahlenbelastung,
wie sie sonst nur unter einer 110000-Volt-Hochspannungsleitung
herrscht", erläutert Rose. Nachdem das Ladegerät
entfernt worden war, erholte sich die Lehrerin innerhalb von 14
Tagen so gut, daß sie wieder ungestört unterrichten
konnte.
So können scheinbar kleine Ursachen von Elektrosmog zu unerwartet
schweren Erkrankungen führen. Der schulmedizinische Nachweis, daß tatsächlich
elektromagnetische Wellen der Auslöser von Krankheiten sind, ist
jedoch schwierig. Mitunter scheint auch ein Zusammentreffen mehrerer
Beeinträchtigungen des Immunsystems nötig zu sein, bis der
Körper die Elektrosmog-Belastung nicht mehr ausgleichen kann. Umweltgifte
wie Pestizide und Schwermetalle (zum elektromagnetischen Einfluß auf
die Vergiftung durch Amalgam s. „So wird der Mund gesund" in
dieser Ausgabe, S.38-43), falsche Ernährung, Übersäuerung
des Körpers (Azidose) und Streß verändern Krankheitssymptome
und erschweren es dadurch, die tieferen Ursachen für Gesundheitsstörungen
zu ergründen.
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Links: Stromleitungen auf dem Dach
sind immer noch weit verbreitet. Dabei ist seit langem bekannt,dass
der von ihnen ausgestrahlte Elektrosmog unter anderem das Risiko,
an Krebs oder Leukämie zu erkranken, drastisch erhöht.
Unten: Spezielle Abschirmfolien können einige der Elektrosmog-Belastungen
auf ein gesundheitlich verträgliches Maß reduzieren |
Für das „Bundesamt für Strahlenschutz" ist
dies der Grund, nur eine Erhitzung der Zellen als mögliche
krankmachende Elektrosmog-Wirkung anzuerkennen. Diese Wärmewirkung
der Strahlen macht man sich auch beim Mikrowellenherd oder zum
Trocknen von Lebensmitteln zunutze. Genauso können Hochfrequenzfelder
zwischen 100 Kilohertz und 300 Gigahertz aber auch das menschliche
Gewebe gefährlich erhitzen.
Literatur:
- Wulf-Dietrich Rose, „Elektrosmog -
Elektrostreß", Ratgeber für den Alltag, Kiepenheuer & Witsch
Verlag 1994
- Peter Cornelius Mayer-Tasch/Bernd Michael
Malunat, „Strom des Lebens - Strom des Todes", Aufsatzsammlung
wichtiger Autoren, Fischer Verlag 1995
Als „Stand der Wissenschaft" nicht anerkannt
sind hingegen direkte Einwirkungen auf die „Informationsebene" von
Nerven und Zellen durch Felder niedrigerer Frequenzen (bis zu 30
Kilohertz). Für Experten wie IGEF-Leiter Wulf-Dietrich Rose
ist dies völlig unverständlich, denn „in Laborexperimenten
konnte zum Beispiel die Störung des Kalzium-Ionen-Flusses
an Zellmembranen und damit auch der Signalübertragung und
Informationsverbreitung belegt werden" . Ein weitaus niedrigerer
Grenzwert von 250 Nano-Tesla statt der bisher in Deutschland geltenden
100000 Nano-Tesla sei deshalb nötig. Auch der langjährige
Professor für Elektronik und Radartechnik an der Universität
der Bundeswehr, Günter Käs, kritisiert, "daß die
deutschen Grenzwerte mit zu den höchsten der Welt zählen".
Und dies, obwohl bereits eine hohe Elektrosmog-Grundbelastung durch
die große Zahl an Sendestationen herrscht. IGEF-Leiter Wulf-Dietrich
Rose wirft daher dem „Bundesamt für Strahlenschutz" vor, "nicht
die Betroffenen, sondern die Elektrizitätswirtschaft" zu
schützen.
Messungen
belegen: Auch Bahnstrom kann Elektrosmog erzeugen, besonders groß ist
die Belastung an Haltestellen
Da ein gesetzlicher Gesundheitsschutz versagt, haben
einzelne Wissenschaftler Testgeräte und Hilfsmittel entwickelt,
mit denen zumindest der „hausgemachte" Elektrosmog erkannt
und beträchtlich reduziert werden kann. „Innerhalb weniger
Wochen nach dem Umzug in meine Penthousewohnung verfiel meine frühere
Vitalität zusehends. Ich konnte nie länger als drei Stunden
schlafen, wachte mit Kopfschmerzen auf und konnte meine Arbeit
nicht mehr bewältigen", erzählt der 28jährige
Volker Z., Manager in der Zentrale eines Kaufhauskonzerns in Essen.
Die Ärzte fanden keine körperlichen Ursachen, und so
bekam er Schlaftabletten und Psychopharmaka verschrieben - mit
minimalem Erfolg. Ein Heilpraktiker gab ihm schließlich den
Rat, seine neue Wohnung auf eine elektromagnetische Strahlenbelastung
hin untersuchen zu lassen.
„Unsere Messungen brachten schnell Klarheit", sagt Elektrosmog-Experte
Wulf-Dietrich Rose. Ein Antennenverstärker für das ganze Haus war hinter
der Wand installiert, an der das Bett stand, und verursachte im Kopfbereich des
Bettes magnetische Wechselfelder von etwa 600 Nano-Tesla.
Forscher fordern strengere
Grenzwerte
„Da der Verstärker nur um einen Meter
versetzt werden konnte, wurde er zusätzlich mit einer speziellen
Abschirmfolie umkleidet", berichtet Rose. Durch diese sogenannte
MU-Metall-Folie wurden die krankmachenden Felder auf unter 15 Nano-Tesla
reduziert. Das Ergebnis: „Von diesem Tag an konnte ich wieder
durchschlafen, und nach etwa vier Wochen war meine frühere
Vitalität von selbst wiederhergestellt", freut sich der
Kaufhausmanager.
Ob man selbst zu Hause oder im Büro durch Elektrosmog gestreßt
wird, kann jetzt sogar jeder selbst feststellen. Die IGEF hat ein Meßset
in der Größe eines Fotoapparates entwickelt, mit dem auch
technische Laien eventuelle Gesundheitsrisiken feststellen können.
So kann genau abgelesen werden, ob Radiowecker, Halogenstehlampe, Haartrockner
oder Mikrowellenherd zu viele der krankmachenden Wellen aussenden." „Ein
Netzfreischalter, Abschirm-Folien und -Anstriche oder einfach das Umdrehen
eines Steckers kann diese Belastungen auf ein erträgliches Maß verringern",
rät Wulf-Dietrich Rose aufgrund seiner langen Erfahrung. Panik angesichts
der unsichtbaren Gefahr sei daher unnötig. Die eventuelle Belastung
durch Radaranlagen, Rundfunk-, Fernseh- und Mobilfunksender könne
jedoch nur ein Spezialist genau ermitteln.
Noch vor gut 100 Jahren war der Mensch durch reflektierende Schichten
der Erdatmosphäre vor elektromagnetischen Strahlungen aus dem All
weitgehend geschützt. Seit etwa 60 Jahren aber - und verstärkt
in den letzten drei Jahrzehnten - setzt er selbst völlig unkontrolliert
eine große Menge dieser Strahlungen frei. Für ihre Wahrnehmung
haben wir jedoch keine Sinnesorgane. Lediglich wenige sensitive Personen
und Menschen, die wetterfühlig sind, können plötzliche
Veränderungen im elektromagnetischen Feld erspüren.
„Heute ist die von den Menschen erzeugte tägliche Grundbelastung etwa
um fünf Größenordnungen (das 100000fache - Anm. d. Red.) höher
als die ursprüngliche natürliche Feldstärke der Erde. In Wohnungen
in der Nähe von Hochspannungsleitungen oder beim Betrieb bestimmter Haushaltsgeräte
treten Belastungen auf, die noch einmal drei bis vier Größenordnungen
höher liegen", betont der Leiter der „Intemationalen Gesellschaft
für Elektrosmog-Forschung", Wulf-Dietrich Rose, und fordert: "Wir
brauchen endlich wesentlich strengere Grenzwerte und einen Warnhinweis auf allen
Elektrogeräten, ähnlich wie bei Arzneimitteln."
Bildquellen: ©Wulf-Dietrich Rose
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