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Ganzheitliche Therapien

Ins rechte Lot gebracht Ins rechte Lot gebracht Erschienen in: esotera 7/1996 (Seite 52-56)

Ins rechte Lot gebracht

Rückenschmerzen, Athritis, Kreislaufstörungen und zahlreich andere Erkrankungen können eine gemeinsame tiefere Ursache haben: den Beckenschiefstand, eine anhaltende Verschiebung der Wirbelsäulenbasis. Jetzt bietet eine neue Therapie bleibende Hilfe

Von Ulrich Arndt

Der Klaps auf den Po eines Babys nach der Geburt, damit es den ersten Atemzug tut, kann über seine spätere Gesundheit entscheiden. Bandscheibenvorfall, Gehprobleme durch Senk- und Spreizfüße, Gelenkerkrankungen, Schulter-Arm-Syndrom und sogar Gebißbeschwerden, Herzschwäche und Herzrhythmusstörungen, zu hoher Blutdruck, Arthritis und allgemeine Funktionsstörungen der inneren Organe können die Spätfolge sein, behauptet Harald Links, Heilpraktiker und Vorsitzender der alternativ-medizinischen „Gesellschaft für holistische Rücken- und Gelenktherapie, geistige Lebensenergie e.V." (GRGL). All diese unterschiedlichen Beschwerden haben nämlich seiner Meinung und der anderer Heilpraktiker nach oftmals eine gemeinsame tieferliegende Ursache: den „Beckenschiefstand". Damit bezeichnet man eine krankmachende Verschiebung des Beckens in den Kreuz-Darmbein-Fugen, dem sogenannten Ilio-Sakral-Gelenk. Es bildet das Fundament für die Wirbelsäule. Ist dieses Fundament verschoben, wird eines der Beine scheinbar verkürzt und die Wirbelsäule in eine auf Dauer krankmachende seitliche Verkrümmung gezwungen.

Videomonitor
Im Videomonitor sieht die Patientin ihre Füße, die mit einer Kamera aufgenommen werden. So kann sie selbst die unterschiedliche Beinlänge erkennen

Die Ursache des Beckenschiefstands sei in den allermeisten Fällen der besagte Fehler bei der Geburtshilfe, der Klaps auf den Po des Babys. Denn sehr oft wird der Säugling dabei an nur einem Bein in die Höhe gehalten; durch den einseitigen Zug werde das zu diesem Zeitpunkt noch verformbare Becken verschoben (s. Kasten S. 56). Etwa eine halbe Stunde nach der Geburt verfestigt sich diese Knochenverbindung für immer - und damit auch ein eventueller Beckenschiefstand. „Zwischen einem halben und viereinhalb Zentimetern scheinbare Unterschiede in der Beinlänge können dadurch entstehen", behauptet Heilpraktiker Links. Wenn das Kind laufen lernt, beginnen die Probleme. Der Körper ist bemüht, den Kopf trotz Schiefstellung von Becken und Wirbelsäule gerade auszurichten. Dazu muß sich die Wirbelsäule seitlich verbiegen, und eine sogenannte Skoliose (krankhafte Verkrümmung der Wirbelsäule mit Verdrehung einzelner Wirbel) entsteht. „Bereits bei meiner Einschulung war ein Beckenschiefstand festgestellt worden", erinnert sich die 25jährige Tanja Lelle aus Pirmasens. „Nie wurde jedoch diese Verschiebung des Beckens, sondern nur die dadurch entstandene Verkrümmung der Wirbelsäule, die Skoliose, orthopädisch behandelt - allerdings mit sehr wenig Erfolg", erzählt sie weiter. Vier Jahre regelmäßige Krankengymnastik, danach drei Jahre lang Einlagen in den Schuhen und Muskelaufbau mit elektrischen Reizströmen, „doch alles hat nichts genützt. Sogar ein Stützkorsett wurde mir empfohlen, und schließlich sollte meine Wirbelsäule in einer komplizierten Operation gestreckt und ausgerichtet werden. Der Beckenschiefstand allerdings wäre auch dabei nicht behandelt worden." Zu diesem Zeitpunkt war sie 18 Jahre alt und so sehr körperlich beeinträchtigt, daß eine Bewerbung als Krankenschwester abgelehnt wurde.

Heilpraktiker Harald Links
Heilpraktiker Harald Links löst mit speziellem Handgriff und geistiger Energie den Beckenschiefstand

Zufällig erfuhr Tanja Lelle damals von Links` Behandlungsmethode. Der Heilpraktiker stellte eine Verschiebung des Beckens und dadurch einen scheinbaren Unterschied der Beinlänge von etwa
zwei Zentimetern fest. Er regulierte ihn und behandelte Tanja Lelle noch knapp ein halbes Jahr, um die beteiligten Muskeln aufzubauen. Schnell ging die Rückgratverschiebung von 28 auf 18 Grad zurück. „Ich konnte Krankenschwester werden und habe heute keinerlei Schmerzen und Bewegungsstörungen mehr", freut sich die Patientin.

Beckenschiefstand als Krankheitsursache unterschätzt

Eine auf Beckenschiefstand beruhende Verkrümmung der Wirbelsäule kann sogar noch weitere fatale Folgen haben: Auf der nach innen gebogenen Seite des Rückgrates werden die dort austretenden Nervenstränge und verlaufenden Blutgefäße etwas gedrückt. Das kann zur Verlangsamung der Befehlsübermittlung und Rückmeldung über diese Nerven führen. Neben eventuellen Schmerzen spürt der Betroffene dies zum Beispiel als ständige Müdigkeit, Blutdruckveränderungen, Seh- und Hörschwierigkeiten, als Heiserkeit, Pseudo-Angina-Pectoris („Herzenge"), Gallenbeschwerden, Nierenerkrankungen, Verdauungsstörungen oder Sterilität. Letztlich sei sogar - je nach betroffenem Wirbel und dem ihm zugeordneten Organbereich - eine Beeinträchtigung jedes Organs möglich. Sogar Kau- und Gebißbeschwerden hätten mitunter ihre Ursache in der Verschiebung von Becken und Wirbelsäule; der bewegliche Unterkiefer wird nämlich vom Körper als „Balancegewicht" genutzt. Kaubeschwerden, nächtliches Zähneknirschen, eine Schiefstellung des Unterkiefers (Costen-Syndrom) und Nackenverspannungen können die Folgen sein.
„ Natürlich ist nicht jeder Bandscheibenvorfall oder jede Gelenkerkrankung auf den Beckenschiefstand zurückzuführen. Er ist jedoch eine der möglichen Ursachen, und es ist völlig unverständlich, warum dies von der heutigen Schulmedizin nicht berücksichtigt wird", beklagt Harald Links.
„ Auch in der Schulmedizin ist das Problem des Beckenschiefstands bekannt", versichert hingegen Dr. Georg Holfelder vom deutschen „Berufsverband für Orthopädie" und erklärt weiter: „Etwa 20 Prozent aller Menschen haben einen Beckenschiefstand, meist ohne es zu spüren. Die Regulation des funktionellen Beckenschiefstands gehört zum Repertoire der Chirotherapeuten." Auch eine „reflektorische Beziehung" zu Erkrankungen der Bandscheibe sei bekannt.
Der Praxisalltag sieht offenbar ganz anders aus. Selten wird bei der Diagnose von Rücken- und Gelenkbeschwerden überhaupt nach einem eventuellen Beckenschiefstand gesucht; wird er dennoch gefunden, verschreiben Orthopäden meist nur Einlagen, Fersenkissen und Absatzerhöhungen für die Schuhe, um den Längenunterschied auszugleichen. „Die eigentliche Ursache aber wird nicht behoben", betont Links.
Auch der Erfolg einer herkömmlichen chiropraktischen Behandlung ist ungewiß, wie einige Orthopäden selbst einräumen. Allzuoft hält der vorgenommene Ausgleich nämlich nur bis zur nächsten plötzlichen Bewegung oder größeren körperlichen Anstrengung an, und immer neue Folgebehandlungen sind nötig. Der Grund dafür sei, so Links, daß die einfache chiropraktische Behandlung eben nichts am Beckenschiefstand ändert, sondern die Wirbelsäule wird auf ihrer weiterhin schiefstehenden Basis, dem Ilio-Sakral-Gelenk, einfach „gerade" gerichtet. Kein Wunder, daß das nicht von Dauer ist und die Behandlung ständig wiederholt werden muß. „Das häufige Einrenken aber birgt die Gefahr, daß die Bänder regelrecht ausgeleiert werden und sich dadurch die Wirbel nur noch leichter und häufiger verschieben", warnt der Vorsitzende der alternativ-medizinischen GRGL.

„Die tieferen Ursachen werden nicht behoben“

Heilpraktiker Harald Links "MLE-Methode"
Sind die Hacken verschoben, steht auch das Becken schief. Heilpraktiker Harald Links entwickelte dagegen die "MLE-Methode"

Der schulmedizinische „Behandlungsnotstand" verdammt den Kranken oftmals zu einer langen Leidenstour von einem Arzt zum anderen, wie sie zum Beispiel Forstoberamtsrat Volker Christmann (62), Weidental, erlebt hat: „Jahrelang hatte ich Schmerzen in Rücken und Hüftgelenk sowie Ischias-Beschwerden, die von Orthopäden und praktischem Arzt nicht dauerhaft behoben werden konnten", erinnert er sich. Bereits früher hatte ein Orthopäde bei Christmann einen Beckenschiefstand festgestellt und ihm daher Einlagen für die Schuhe verschrieben. „Obwohl ich sie fast drei Jahre lang trug, trat keine Besserung ein", sagt der Forstbeamte. Zufällig fand er zu Heilpraktiker Harald Links, der bei ihm den Beckenschiefstand als Grundursache der Beschwerden feststellte. „Nach nur vier Behandlungen spürte ich eine deutliche und nachhaltige Erleichterung", sagt Christmann.

Etwa 70 Prozent aller Menschen haben ein „zu kurzes“ Bein

Ähnliches berichtet Hilde Piva (52) aus Edingen: „Über zehn Jahre lang litt ich an Schmerzen im Rücken." Orthopäden diagnostizierten einen Bandscheibenvorfall und verschrieben ihr Massagen und Spritzen. „Diese haben jedoch stets nur für eine kurze Weile Linderung gebracht", erzählt sie. Als noch starke Schmerzen im Knie hinzukamen, so daß sie kaum mehr Treppen steigen konnte, erfuhr sie zufällig, daß es den Beckenschiefstand gibt. Tatsächlich stellte Links bei ihr einen solchen fest. „Schon nach drei Behandlungen war ich völlig beschwerdefrei - zum ersten Mal seit vielen Jahren", freut sie sich.
Erst kürzlich wurde in Untersuchungen an der österreichischen Rheuma-Sonderkrankenanstalt in Baden auch von Schulmedizinern bestätigt, daß bereits fünf Millimeter Längenunterschied der Beine chronische Kreuzschmerzen verursachen kann. Von den in der Sonderanstalt untersuchten Patienten mit Beschwerden an der Lendenwirbelsäule hatten immerhin etwa 30 Prozent eine solche unterschiedliche Beinlänge. Nach den Erfahrungen der GRGL könnte diese Zahl auch noch weit höher liegen; Vorsitzender Links: „In unseren Praxen haben sogar über 80 Prozent der Patienten, die wegen allgemeiner Rückenschmerzen zu uns kommen, einen Beckenschiefstand als eigentliche mechanische Ursache."

Totalskoliose
Durch eine Verschiebung im Ilio-Sakral-Gelenk, dem „Fundament" der Wirbelsäule, muß diese zur Seite ausweichen; eine Totalskoliose entsteht (links im Bild); re.: Krümmung mit weiterer Gegenkrümmung

Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben zirka 70 Prozent der Menschen in den Industrieländern ein scheinbar verkürztes Bein aufgrund einer Verschiebung des Ilio-Sakral-Gelenkes. Wie viele von ihnen im Laufe ihres Lebens dadurch wirklich erkranken, ist allerdings unbekannt. Auch über die Ursachen des Beckenschiefstands ist man sich schulmedizinisch noch im unklaren. Fest steht lediglich, daß Rückenleiden mittlerweile zur Volkskrankheit geworden sind. Etwa jeder vierte Deutsche leidet zeitweise unter Rückenschmerzen, und etwa 20 Prozent aller Krankschreibungen erfolgen heute wegen „Wirbelsäulenschäden", was etwa zwölf Millionen Krankheitstagen entspricht. (Von den rund 40 Milliarden Mark, die deutsche Arbeitgeber im Jahr für Lohnfortzahlungen im Krankheitsfall ausgeben, entfällt so rund ein Viertel auf Rückenleiden.) Auch die Zahl der Operationen an der Bandscheibe, zur Zeit etwa 50000 in Deutschland, steigt weiter.

Beckenschiefstand Folgen des verschobenen Beckens sind einseitige Abnutzung und Schmerzen
Einseitige Abnutzung der Gelenke durch Beckenschiefstand. Oben: die Auswirkungen (Zeichnungen rechts im Detail): gequetschtes Hüftgelenk und Kniegelenk (re. o. und u.); daneben jeweils gesunde Stellungen gequetschtes Hüftgelenk und Kniegelenk

Die „Gesellschaft für holistische Rücken- und Gelenktherapie" glaubt diesen Trend mit einer neuartigen Therapie des Beckenschiefstands stoppen zu können: der „MLE-Methode", was für „Mind Life Energie" steht. „Mit unserer Mental-Methode gelingt es jetzt, schon nach einer einzigen Behandlung sowohl bei jungen als auch bei alten Menschen den Beckenschiefstand zu korrigieren. In weiteren, insgesamt maximal zehn Behandlungen werden die Muskeln soweit stabilisiert, daß ein Rückfall nicht mehr möglich ist", behauptet Harald Links und erklärt weiter: „Etwa acht bis zwölf Wochen braucht der Organismus danach, um sich neu zu reorganisieren." In dieser Zeit könne heftiger Muskelkater auftreten, weil durch das neue Gleichgewicht plötzlich andere Muskeln beansprucht werden.
Begleitend zur Regulierung des Beckenschiefstands stellt der Heilpraktiker ein Programm aus gymnastischen Übungen und Atemtherapie für zu Hause individuell zusammen, das etwa 6 bis 8 Wochen lang durchgeführt werden muß. Auch eine Behandlung der psychosomatischen Ursachen eventueller starker Muskelverspannungen könne nötig sein. „Ich nutze dazu unter anderem die Hypnose und eine Form der Fußreflexzonenbehandlung, die sogenannte Metamorphose. Doch es gibt viele Methoden, die man dazu einsetzen kann", sagt Links.

Übungen zur Selbstbehandlung

In den verschiedenen Therapien des Beckenschiefstands werden die folgenden unterschiedlichen Atem- und Körperübungen zur Unterstützung und Selbstbehandlung empfohlen:
Heilpraktiker Helmut Koch zufolge (nach der medial übermittelten Methode von Dieter Dorn, Lauterbach) kann man mit folgender täglicher Übung den Beckenschiefstand selbst weitgehend regulieren: Auf dem Rücken liegend wird das scheinbar längere Bein gehoben und angewinkelt, so daß der Unterschenkel parallel zum Fußboden ist. Nun faßt man den Oberschenkel des angehobenen Beins kurz über dem Gesäß und zieht ihn kräftig zum Oberkörper hin. Gegen diesen Widerstand wird das Bein nun wieder langsam ausgestreckt und abgelegt. Das Ganze muß mehrmals täglich und über sechs Wochen hinweg wiederholt werden.
Eine Zilgrei-Übung gegen das „scheinbar kürzere Bein" ist der „Kranich": Zunächst macht man -ohne Schuhe - mit dem linken, später mit dem rechten Fuß einen normalen Schritt nach vorn und verlagert das Gewicht gleichmäßig auf beide Beine; dabei spürt man, welche der Beinstellungen mehr Beschwerden verursacht. In der darauffolgenden Übung stellt man dann das Bein nach vorn, bei dem weniger Schmerzen aufgetreten sind. Erneut verlagert man dann das Gewicht gleichmäßig auf beide Beine und verharrt nun fünf komplette Zilgrei-Atemzüge (einatmen in tiefer Zwerchfellatmung - fünf Sekunden Pause - ausatmen - fünf Sekunden Pause) lang darin. Danach zieht man das zurückgestellte Bein auf gleiche Höhe. Die gesamte Abfolge wird mit dem gleichen Bein fünfmal wiederholt.
Ähnlich sind die Übungen nach der Methode von Günter Thenee. Hier hält man das kürzere Bein direkt vor dem Standbein locker in der Luft. Wichtig ist zudem, daß nach dem Ausatmen (!) die fünf Pausensekunden laut gezählt werden, ohne dazwischen Luft zu holen. (Die laute Stimme erzeuge im Schädel Vibrationen, durch die die Hypophyse als wichtigste Steuerungsdrüse angeregt werde.) Mit Hilfe der tiefen Zwerchfellatmung - „Uratmung" genannt - geschehe so eine „Umprogrammierung", durch die sich der Beckenschiefstand nach einigen Wochen des Übens zurückbilde.
Heilpraktiker Harald Links empfiehlt begleitend zu seiner „MLE-Methode" ein umfangreiches individuelles Programm aus mehreren Körperübungen. Es wird auf der Basis eines „Krauss-Weber-Beweglichkeitstests" je nach persönlichen Muskelschwächen zusammengestellt.
Einfache Körper- und Atemtechniken wie hier die Zilgrei-Übung „Kranich" unterstützen die Regulierung

Der auf dem Bauch liegende Patient spürt kaum etwas von der Regulierung im Ilio-Sakral-Gelenk. Nur leicht berühren die Handflächen des Therapeuten seinen entblößten Rücken im Bereich der Lendenwirbelsäule. Mit sanftem Druck erfühlt er, wo Muskelverhärtungen vorliegen. Dann folgt der energetische Teil der „MLE-Methode", die „energetische Regulation". „Ich versenke mich dazu in einen meditativen Alpha-Zustand und lasse die - regulierende - Energie über meine Hände fließen", sagt Links. Die eigentlich starre Kreuz-Darmbein-Verbindung werde dadurch quasi „aufgeweicht". Dabei lockert der Behandler das Ilio-Sakral-Gelenk, dreht es leicht und hebt so die Blockade in diesem Bereich auf. „Der erfahrene Therapeut fühlt in seinen Händen deutlich diese Veränderung", so Links. Das Ganze dauert nur wenige Minuten.

Gefährliche Geburtshilfe
Gefährliche Geburtshilfe

Damit ein Kind den Geburtskanal der Mutter überhaupt passieren kann, produziert deren Organismus beim Einsetzen der Geburt ein spezielles Hormon, das ihre Bänder, Sehnen und Gelenke dehnfähiger und geschmeidiger macht. Nur so kann sich der Geburtskanal ausreichend erweitern. Das gleiche Hormon sorgt über den gemeinsamen Blutkreislauf aber auch beim Kind für Geschmeidigkeit. So können sich u.a. die kindlichen Beckenknochen ineinander verschieben und das Becken verkleinern. Die Muskeln des Kindes machen diese Beckenverschiebung normalerweise innerhalb einer halben Stunde nach der Geburt wieder vollständig rückgängig. Das Kreuz-Darmbein-Gelenk verhärtet und bleibt für den Rest des Lebens nahezu unbeweglich als feste Basis für die Wirbelsäule. Wird diese Regulierung jedoch durch einen Fehler bei der Geburtshilfe gestört und das Becken beim Klaps auf den Po zusätzlich verschoben, dann verfestigt sich die Kreuz-Darmbein-Verbindung in ihrer Schieflage.
Dies wäre auf einfache Weise zu vermeiden: Zum einen dadurch, daß das Kind beim Klaps auf den Po zum Beispiel über dem Arm der Hebamme liegt (s. Abbildung unten). Oder wenn man warten würde, bis die Atmung des Kindes auf natürliche Weise einsetzt. (Wie die umfangreichen Dokumentationen und Forschungen von Dr. Leboyer bereits in den 50er Jahren belegt haben, beginnt das Neugeborene nämlich von selbst innerhalb etwa einer halben bis dreiviertel Stunde langsam immer intensiver zu atmen.) Ohne die Nabelschnur abzutrennen, legt man während dieser Zeit das Neugeborene auf die Brust der Mutter und beobachtet dabei sorgsam die Körperfunktionen. So können sich die Lungenflügel langsam und schonend entfalten, und erst danach wird die Nabelschnur abgetrennt.
korrekten Geburtshilfe
Bei der korrekten Geburtshilfe liegt das Neugeborene zum Beispiel über dem Arm und bekommt den Klaps auf den Po, ohne daß das Becken einseitig verschoben wird

"Das handwerkliche Drehen und Ausrichten des Ilio-Sakral-Gelenkes kann in der Ausbildung schnell vermittelt werden. Den mentalen Bestandteil der Therapie aber können nicht alle Behandler erlernen", bekennt Links. Hierfür sei eine gewisse geistige Reife des Therapeuten und Meditationserfahrung nötig. Bereits vor rund 15 Jahren hat sich der Deutsch-Amerikaner Dr. Hans G. Greissing, ein renommierter Chiropraktiker, dem Phänomen des scheinbar kürzeren Beins aufgrund eines Beckenschiefstands gewidmet. Gemeinsam mit der Italienerin Adriana Zillo entwickelte er die sogenannte Zilgrei-Methode. Diese abgewandelte Form der klassischen Chiropraxis richtet unter anderem besonderes Augenmerk auf eine tiefe Zwerchfell-Atmung, kombiniert mit Atempausen, während der Therapie. Rund 90 Prozent der Menschen im Westen atmen „falsch", nur im Brustkorb und zu flach; erst die tiefe Bauch- bzw. Zwerchfellatmung aber versorge - so Greissings Erfahrung - den Körper mit genügend Sauerstoff und entspanne gleichzeitig alle Muskeln. Einfache Körperübungen zur schonenden Selbstbehandlung sorgen für einen Ausgleich der einseitig entwickelten Muskulatur. Ausgelöst werden kann ein Beckenschiefstand Dr. Greissing zufolge nämlich nicht nur durch fehlerhafte Geburtshilfe, sondern vor allem auch durch jahrelanges einseitiges Belasten der Muskulatur. Durch die starke Beanspruchung einer Körperseite bei vielen Rechtshändern entstünden extreme einseitige Spannungsverhältnisse in der Skelettmuskulatur, was letztlich zu einer Schiefstellung des Beckens führe. Die von ihm erarbeiteten ausgleichenden Übungen gehören heute zum Staudardrepertoire der unterstützenden Selbstbehandlung (siehe Kasten S. 55). Auch Heilpraktiker Helmut Koch in Lindau (Bodensee) sucht die Ursache für den Beckenschiefstand nicht nur in der Geburtshilfe. Vielmehr könne die Fehlstellung auch dadurch entstehen, daß das Hüftgelenk auf einer Seite etwas „heraushänge" - relativ leicht möglich durch zu langes Sitzen, vor allem gepaart mit ständiger Vibration wie bei Autofahrten. Durch einfaches „Hineinschieben" des Hüftgelenks könne der Beckenschiefstand in solchen Fällen beseitigt werden. Allerdings müsse die Behandlung mehrmals wiederholt werden, bis sich durch begleitende spezielle Körperübungen die Muskeln und Bänder wieder gestärkt und angepaßt hätten (Übung zur Selbstbehandlung s. Kasten S. 55).

Regulierung ist ein Ganzheitlicher Prozeß von Körper, Geist und Seele

Der Zilgrei-Methode verwandt ist ein von dem Heilpraktiker Günter Thenee, Köln, entwickeltes Behandlungsverfahren. Durch eine Kombination von Atemtechnik und spezieller Körperhaltung soll hier der Körper des Patienten angeregt werden, selbst eine Regulierung und „Umprogrammierung" vorzunehmen. Dazu hält man das scheinbar kürzere Bein locker vor dem Standbein in der Luft, atmet tief ein und zählt nach dem Ausatmen mit der Restluft laut bis fünf. Dadurch werde die Energie im Körper gelenkt und die Blockade im Kreuz-Darmbein gelöst (s. Kasten S. 55). Ergänzend dazu werden mit täglichen Fußbädern die Fußreflexzonen stimuliert. Während die richtige Zwerchfellatmung meist mehrere Monate lang täglich geübt werden muß, sorgt der Therapeut für eine begleitende Muskellockerung an zehn aufeinanderfolgenden Tagen: Er injiziert übliche naturheilkundliche Präparate, um zu verhindern, daß die Muskeln trotz der Atem- und Körperübungen das Becken immer wieder schiefziehen.
Die Regulierung eines Beckenschiefstands ist nach übereinstimmender Meinung der Behandler immer ein umfassendes Geschehen, das alle Bereiche des Menschen - Körper, Geist und Seele - betrifft und das mehrere Wochen benötigt. Die Mitarbeit des Patienten sei dabei ebenso wichtig für den Erfolg wie das Können des Therapeuten.

Weitere Informationen und eine Liste der Behandler ist bei Einsendung eines frankierten Rückumschlags erhältlich bei: „GRGL-Gesellschaft für holistische Rücken- und Gelenktherapie e.V.", L 13/9, 68161 Mannheim, und bei Redaktion „esotera", Kronenstraße 2,79100 Freiburg

Bildquellen: ©Ulrich Arndt 4x, ©Harald Links

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