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Erschienen in: esotera 9/1999
(Seite 65-66) |
HEILMITTEL AUS DEM URWALD - Mit Katzenkralle gegen
Krebs
Bei den südamerikanischen Indianern steht ihre
Heilkraft in hohem Ansehen. Jetzt attestieren Studien der „Katzenkralle“ sogar
eine vorbeugende Wirkung gegen Krebs
Von Ulrich Arndt
Ein unscheinbares hellbraues Pulver, gewonnen aus der inneren Wurzelrinde
eines tropischen Lianen-Gewächses, bewirkt im menschlichen Organismus
höchst Erstaunliches: Es bringt die Abwehr- und Selbstheilungskräfte
kräftig in Schwung und lindert dadurch auf natürliche Weise
eine Vielzahl der heutigen „Zivilisationskrankheiten“, angefangen
bei Allergien über Asthma, Arthritis, Candida-Pilz-Erkrankungen,
Diabetes und Rheuma bis hin zu Krebs. Auch bei Herpes-Infektionen, Krampfadern,
Magen- und Darmstörungen sowie Hämorrhoiden wird es erfolgreich
eingesetzt. „Una de Gato“, zu deutsch „Kralle der Katze“,
kurz „Katzenkralle“ oder „Katzenklaue“ wird das
Lianen-Gewächs mit der ungewöhnlichen Heilkraft genannt. Diesen
Namen bekam es wegen der hakenförmigen Dornen entlang der Ranke,
die an die ausgefahrenen Krallen einer Katze erinnern. Bis in 30 Meter
Höhe klettern ihre Ausläufer in die Spitze der Urwaldriesen
des Regenwaldes hinauf und krallen sich dabei mit den Dornen fest. Beide
Arten der „Katzenkralle“ - mit botanischem Namen „Uncaria
tomentosa“ und „Uncaria guianensis“ - sind im Amazonasgebiet
und in den tropischen Regionen von Süd- und Mittelamerika beheimatet.
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Die krallenförmigen Dornen
(oben in Großaufnahme) gaben der Regenwald-Liane ihren
Namen: „Una de Gato“, die „Katzenkralle“ |
Bei den Indianern des Regenwaldes ist die besondere Heilkraft dieser
Liane bereits von alters her bekannt. So verwenden zum Beispiel die
Asháninka-Indianer in Zentralperu die pulverisierte Wurzelrinde,
um Entzündungen im Bereich von Magen, Darm, Niere und Blase zu
kurieren, zur schnelleren Heilung tiefer Wunden, gegen Knochen- und
Gelenkschmerzen und gegen Geschwüre. Auch in der Medizin Perus
spielt sie eine große Rolle. Die dortigen Mediziner setzen die
Katzenkralle vor allem gegen Arthritis, Entzündungen der Magenschleimhaut,
verschiedene epidemische Erkrankungen und Krebs ein.
Für die westliche Welt hat Oskar Schuler Egg die heilsame „Kralle“ Ende
der 60er Jahre entdeckt. Sein Vater Don Luis, ein Siedler in der abgeschiedenen
Pozuzo-Region am Rande des peruanischen Regenwaldes, war damals an einem
bösartigen Lungentumor erkrankt. Als alle schulmedizinischen Mittel
keinen Behandlungserfolg brachten, machte sich Sohn Oskar auf die Suche
nach eventuellen Naturheilmitteln. Von den Indios erhielt er den Rat,
die Rinde des Una-de-Gato auszukochen und dem Vater mehrmals täglich
zu trinken zu geben. Nach einigen Wochen begann sich der Gesundheitszustand
von Don Luis tatsächlich zusehends zu bessern. Erst wich das Rheuma,
an dem er ebenfalls litt; dann wurde der Tumor immer kleiner. Nach zwei
Jahren Tee-Kur war die bösartige Wucherung zur großen Verwunderung
der Ärzte vollständig verschwunden.
Tatsächlich konnten die Heilkräfte der Katzenkralle jetzt auch
in ersten medizinischen Studien bestätigt werden - gerade in bezug
auf Lungenkrebs: Biologen der Universität von Mailand stellten fest,
daß das Pulver der „Katzenkralle“ das Risiko, an Lungenkrebs
zu erkranken, um durchschnittlich 50 Prozent reduziert. In ihrer Studie
untersuchten sie, wie sich die Menge krebserzeugender Stoffe im Urin
verändert, die durch das Einatmen von Zigaretten-Giftstoffen entstehen.
Raucher und Passivraucher bekamen täglich einen Liter Katzenkralle-Tee
zu trinken. Bereits nach 14 Tagen waren bei beiden Gruppen keinerlei
Stoffe, die typischerweise bei Lungenkrebs auftreten, noch im Urin vorhanden
- obwohl sich an der Belastung mit Zigarettengiften nichts geändert
hatte.
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Oben: In der inneren hellbraunen
Wurzelrinde sind die meisten Wirkstoffe enthalten.
Unten: Bei den Asháninka-Indianern in Zentralperu hat die
Verwendung der Liane zu verschiedenen Heilzwecken eine lange Tradition |
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Doch nicht nur in bezug auf Lungenkrebs verbesserten
sich die Abwehrkräfte enorm. Das Gesamtpotential an Stoffen,
die irgendwo im Körper Krebs auslösen können, sank
im Urin um 33 bis 63 Prozent. Die Wissenschaftler ziehen daraus
den Schluß, daß die Wirkstoffe der Katzenkralle die
Giftstoffe unschädlich machen können, sie also als sogenannte
Antioxidantien - ähnlich wie bestimmte Vitamine - aktiv werden.
Das heißt, die negative Wirkung etwa von Umweltgiften wird
generell in ganz erheblichem Maße reduziert. Nach der mehrwöchigen
Einnahme hielten diese Wirkungen noch etwa acht Tage lang an. Außerdem
berichteten die Probanden, daß sie merklich besser Luft bekamen,
der „Raucherhusten“ zurückging und vereinzelt
auch die Lust auf eine Zigarette verringert wurde. In der Kontroll-Gruppe
hingegen, die statt dessen ein Placebo, also ein Scheinmedikament
erhielt, blieb die Konzentration an krebserregenden Stoffen unverändert
hoch. Die Mailänder Biologen stuften daher die Katzenkralle
als ein wichtiges Mittel zur Vorbeugung zumindest gegen Lungenkrebs
und generell gegen Erkrankungen der Atemwege ein. In weiteren Untersuchungen
- unter anderem am „Institut für Pharmakognosie“ (Arzneipflanzenforschung)
der Universität Innsbruck - wurde zudem entdeckt, daß die
Katzenkralle die Produktion der weißen Blutkörperchen
erhöht. Auch die Aktivität der Freßzellen wird
gesteigert. Schädliche Fremdstoffe und Mikroorganismen können
dadurch besser neutralisiert werden. Verantwortlich dafür
sind mehrere spezielle Alkaloide, Uncaria-Alkaloide genannt, die
den Hauptwirkstoff des Lianen-Gewächses ausmachen. Eine andere
Gruppe von Wirkstoffen - sogenannte Chinovasäureglykoside
- bekämpft zudem nachweislich in erheblichem Umfang krankmachende
Viren im Körper.
Mittlerweile gibt es in der westlichen Schulmedizin auch bereits erste
Medikamente, die die Heilkraft der Katzenkralle nutzen. In Form von Salben,
Kapseln oder Tropfen werden die Lianenwirkstoffe vor allem zur Stärkung
des Immunsystems eingesetzt. Ein Tee aus den Wurzeln der Katzenkralle
aber, die häufigste und ursprüngliche Anwendungsform nach indianischer
Heiltradition, war bis vor kurzem in Europa nicht erhältlich. Der
Grund dafür: Erst Anfang der 90er Jahre gelang es, die Liane zu
kultivieren. Seitdem wächst die Angebotsmenge langsam an. Zur Zeit
wird der Katzenkrallen-Tee vor allem in die USA und nach Großbritannien
geliefert, wo er bereits zu größerer Bekanntheit gelangt ist.
Traditionell wird als Heiltee ein Aufguß der inneren Wurzelrinde
verwendet, da dort die meisten Wirkstoffe enthalten sind. Allerdings
muß für die Ernte die ganze Liane „gefällt“ werden.
Damit nun kein Raubbau geschieht, begrenzt zum Beispiel Peru die exportierten
Mengen streng und hat in diesem Jahr sogar die Ausfuhr komplett gestoppt.
Die geringen Mengen aus Anbau und Wildsammlung führen auch in Deutschland
immer wieder zu Engpässen im Angebot. Aufgrund der begrenzten Ressourcen
werden heute auch Teile der oberirdischen Rinde der Lianen, die weniger
Wirkstoffe enthält, mitvermahlen und beigemischt.*
Die Zubereitung des Tees geschieht ähnlich wie bei dem bekannteren
Lapacho-Rindentee nicht nur durch Aufbrühen, sondern durch Aufkochen:
ein bis zwei Teelöffel des Pulvers fünf Minuten lang in einem
Liter Wasser köcheln, danach das Ganze 15 Minuten ziehen lassen,
abgießen und den Liter im Laufe des Tages trinken. Für stärkere
akute Beschwerden der Atemwege ist auch ein Extrakt erhältlich.
Die reinigende Wirkung der Katzenkralle äußert sich gerade
zu Beginn der Einnahme in einem starken, mitunter ätzenden Geruch
des Urins und einer Verfärbung von Urin und Stuhl.
Trotz allem ist jedoch auch die Katzenkralle kein Wundermittel, räumt
Hendrik Hannes, Geschäftsführer einer Vertriebsfirma für
Una-de-Gato, ein: „Der Tee der Katzenkralle ist eine sehr wertvolle
Nahrungsergänzung, aber kein Arzneimittel im eigentlichen Sinne.
Er entfaltet seine volle Wirkung erst bei gezielter und kontinuierlicher
Anwendung.“
* Ein Buch zu „Una-de-Gato“ von
Walter Lübeck erscheint dieser Tage im Windpferd-Verlag
Bildquellen: ©Walter Lübeck |