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Erschienen in: esotera 4/1999
(Seite 58-60) |
Heilsame Höhenluft
Drei US-Mediziner erhielten im Vorjahr den Medizin-Nobelpreis
für die Erforschung der Wirkung von Stickoxiden. Jetzt gibt
es in Deutschland eine auf 30jähriger russischer Forschung
basierende Therapie, die Heileinflüsse des Gases bereits praktisch
nutzt: die „Methode Bergluft"
Von Ulrich Arndt
"Methode Bergluft" heißt eine ausgesprochen erfolgreiche Inhalationstherapie
aus Rußland, die im Westen noch weitgehend unbekannt ist. Sie hilft nachweislich
bei zahlreichen Erkrankungen wie Asthma, Bronchitis, Allergien sowie bei Störungen
des Herzkreislaufsystems und des Stoffwechsels. Zudem wird sie erfolgreich in
der Krebstherapie eingesetzt, stärkt ganz allgemein die Abwehrkräfte
und hilft bei psychischen Problemen wie Depressionen (s. Kasten S. 60). Dies
ergaben Forschungen von Prof. Alexej Tschishow an der Moskauer Universitätsklinik.
Das Verblüffende an dieser Form der Inhalation: Der Patient erhält
nicht „mehr", sondern „weniger" vom Lebenselixier Sauerstoff.
Er atmet nämlich ein Luftgemisch ein, das der „dünnen" Bergluft
in etwa 5800 Meter Höhe nachempfunden ist und aus 10 Prozent Sauerstoff
und 90 Prozent Stickoxid besteht. Im Flachland hingegen enthält die Luft
mindestens doppelt soviel Sauerstoff, etwa 20-23 Prozent.
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Nicht „mehr",
sondern „weniger" vom Lebenselixier Sauerstoff bringt
die Abwehr wieder in Schwung |
Oben:
Der russische Arzt Anatoli Matenko brachte die „Methode
Bergluft" nach Deutschland. Ganz o.: Über einen Speicherluftsack
wird die „Höhenluft" aus der Vorratsflasche
in das Mundstück geleitet. Der Patient kann den Zustrom
bei Bedarf selbst über ein Ventil regulieren |
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Die „Mangelbehandlung" steht in totalem
Widerspruch zur bisher üblichen Vorgehensweise in der über
200jährigen Geschichte der Sauerstofftherapie. Doch die mit „Bergluft" erzielten
Heilerfolge sprechen für diese Methode.
Aber auch neueste wissenschaftliche Erkenntnisse: Drei US-Mediziner erhielten
den Medizin-Nobelpreis 1998 für ihre Forschungen über das bisher
nur als schädliches Abgas betrachtete Stickoxid. Bereits Mitte der
80er Jahre hatten sie herausgefunden, daß dieses Gas als wichtiger
Signalstoff im menschlichen Körper die glatten Muskelzellen der
Blutgefäße und damit die Durchblutung beeinflußt. So
kann es beispielsweise die Blutgefäße der Lunge erweitern
und damit das Atmen erleichtern. Zur Zeit forschen daher weltweit Mediziner
an Medikamenten, die kontrolliert Stickoxide im Körper freisetzen
sollen.
In Rußland existiert mit der „Methode Bergluft" bereits
seit langem eine Therapieform, die eben diese positiven Einflüsse
des bislang weit unterschätzten Gases nutzt - und das ganz ohne
jene Nebenwirkungen, die durch Medikamente häufig entstehen.
Nach
einstündiger „Bergluft"-Therapie erhält die
Patientin eine kombinierte Behandlung aus Akupunktur und Hypnose
- eine von Matenko entwickelte Form der Suggestionstherapie
Schon in den 70er Jahren hatte Prof. Alexej Tschishow
an der medizinischen Universität in Moskau die Wirkung von
Luft mit hohem Stickoxidgehalt erforscht und deren vielfältige
positive Einflüsse auf die Gesundheit in Studien belegt. Wie
Tschishow in einem Bericht über seine Arbeiten ausführt,
hatten russische Wissenschaftler zuvor entdeckt, daß Kinder
im Mutterleib nicht kontinuierlich mit derselben Menge Sauerstoff
versorgt werden. In diesen „Mangelphasen" stehe ihnen
nur eine Art „Höhenluft" mit etwa 10 Prozent Sauerstoff
zur Verfügung. Auf diese Weise würden sie auf den Sauerstoffmangel
während der Geburt vorbereitet und vor allem ihre Widerstandskräfte
gestärkt. Das Immunsystem Neugeborener sei dadurch normalerweise
8-10mal kräftiger als das von Erwachsenen. Prof. Tschishow
stellte nun fest, daß sich die Abwehrkräfte aktivieren
lassen, wenn der Organismus - nun auf künstlichem Wege - wieder
einer solchen stickoxidreichen Luft ausgesetzt wird.
Jetzt wird die „Methode Bergluft" erstmals auch in Deutschland
angeboten - in einer kleinen Praxis in dem Örtchen Weil im Schönbuch
bei Stuttgart. Dort hat sich der 55jährige russische Arzt Anatoli
Matenko vor über einem Jahr als Heilpraktiker niedergelassen. Zuvor
hatte er vergeblich versucht, zumindest für ein Jahr eine Stelle
als Assistenzarzt in einem deutschen Krankenhaus zu finden - die Voraussetzung,
um in unserem Land eine Zulassung als Arzt zu erhalten. „So habe
ich wenigstens die Heilpraktikerprüfung abgelegt, um praktizieren
und den Menschen helfen zu können", sagt Matenko. Zum Beispiel
verdankt die 52jährige Dorethea Peising der „Methode Bergluft" und
einer begleitenden Akupunkturbehandlung, daß sie nach über
10 Jahren endlich frei von häufig auftretenden Angstzuständen,
Herzrasen und Hitzewallungen ist. Bis dahin hatte ihr kein Arzt helfen
können. Marie Vogel, 50, erlebte durch die „Höhenluft" -
in Kombination mit Hypnose und Akupunktur - eine deutliche Besserung
ihrer multiplen Sklerose. Sie kann leichter laufen und besser schlafen.
Kein Arzt und keine Massage hatte ihr bis dahin Linderung gebracht.
In seiner Heimat Tallin/Estland war der russische Arzt, Psychoneurologe
und Psychotherapeut keineswegs ein Unbekannter: Vielfach berichteten
estnische und russische Zeitungen über seine außergewöhnlichen
Erfolge mit Hilfe einer von ihm weiterentwickelten Form der Suggestionstherapie.
Außerdem hatte er 1980 die sowjetische Olympiamannschaft der Eisläufer
als Psychotherapeut und Akupunkturarzt betreut.
Russische Atemgymnastik |
Diese Atemgymnastik kann nach Forschungen
in Rußland bei Asthma, Bronchitis und Schwächezuständen
helfen. Die Übungen bestehen aus einer Abfolge schneller
Armbewegungen, verbunden mit heftigem Ein- und Ausatmen, und
werden zum Teil je nach individueller Problemlage variiert.
Die Standardübung wird im Stehen durchgeführt:
1. Die Arme sind leicht angewinkelt, Ellenbogen und Hände in
Brusthöhe. Die Füße stehen parallel zueinander. Beim
intensiven Einatmen werden die Hände zur Seite bewegt und die
Knie durchgestreckt. Beim kräftigen Ausatmen führt man
die Hände wieder vor der Brust zusammen und geht leicht in die
Knie. Das Ganze wird in schneller Folge etwa 60mal wiederholt.
2. Danach werden die Arme mit dem Ausatmen nicht vor der Brust, sondern
abwechselnd über dem Kopf und vor dem Bauch zusammengeführt
- ebenfalls 60mal.
3. Dieser Übungsteil entspricht dem ersten, nur wird jetzt für
jeweils 30 Wiederholungen erst das linke, danach das rechte Bein
nach vorn gestellt.
4. Danach werden die Arme bei leicht gebeugtem Rücken in schnellem
Wechsel zum Boden hin gestreckt und angezogen, als würde man
eine Standluftpumpe bedienen. Beim Strecken der Arme wird ausgeatmet
und beim Anziehen eingeatmet. Auch das 60mal.
5. Zuletzt wiederholt man die erste Übungsfolge mit etwa 60maligem
Ein- und Ausatmen.
Die Gesamtübungsdauer - entsprechend zirka 300 schnellen Atemzügen
- beträgt 5 bis 6 Minuten. |
Matenko demonstriert die von
Prof. Strelnikowa entwickelte Atemgymnastik
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Matenko setzt auch noch andere Behandlungsmethoden
ein, die kaum weniger erfolgreich als die „Methode Bergluft" und
ebenfalls sehr „einfach" sind - unter anderem eine von
der russischen Spezialistin Prof. Strelnikowa entwickelte Atemgymnastik
für Menschen, die an Asthma und chronischer Bronchitis leiden
(s. Kasten re.), und vor allem seine spezielle Form der Hypnosebehandlung.
Erst durch die individuell abgestimmte Kombination dieser und weiterer
Behandlungsmethoden würden die zum Teil erstaunlichen Heilerfolge
möglich: Etwa bei der 68jährigen Apollonia Aufricht aus
Weil, die seit über 20 Jahren an Weichteilrheuma, schwerer
Bindegewebserkrankung der inneren Organe, Dauerschmerzen und chronischer
Nierenbeckenentzündung leidet. In den letzten 12 Jahre mußte
sie ständig Höchstdosen an Cortison und Antibiotika einnehmen
und mit der Prognose der Ärzte leben, daß sie bald im
Rollstuhl sitzen würde. Als sie zu Anatoli Matenko kam, hatte
sie seit eineinhalb Jahren nicht mehr im Liegen schlafen können.
Sie konnte keine einzige Treppenstufe mehr bewältigen, sich
nicht mehr hinknien und war insgesamt völlig entkräftet. „Schon
nach der ersten Suggenstionsbehandlung konnte ich endlich wieder
normal schlafen", freut sie sich und gesteht, daß sie
anfangs durchaus skeptisch gegenüber der Hypnosetherapie war,
die von Matenko durch Akupunktur verstärkt wird: „Als
ich aber in dem halbschlaf-ähnlichen Zustand spürte,
wie mein Körper genau dort heiß wurde, wo es Herr Matenko
suggerierte, wurde mir klar, daß das kein Hokuspokus war." Nach
zehn Behandlungen fühlt sie sich heute wieder vital, kann
zumindest bereits ohne Pause 7-8 Treppenstufen steigen, sich hinknien
und hat vor allem keinerlei Schmerzen mehr. Für sie ist „ein
kleines Wunder wahr geworden".
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Trotz hoher Qualifikation
fand Matenko in Deutschland keine Stelle als Assistenzarzt
und praktiziert daher als Heilpraktiker |
Kaum weniger spektakulär ist die völlige
Genesung des 12jährigen asthmakranken Sandro. Ohne Asthmaspray
hatte der Junge nichts mehr unternehmen können, selbst zu
leichtem Sport war er nicht mehr in der Lage. Nach mehrmaliger
Behandlung mit „Bergluft", Suggestionstherapie, begleitender
Akupunkturbehandlung und täglichem Training mit Hilfe der
speziellen Strelnikowa-Atemgymnastik braucht Sandro heute kein
Spray mehr. Er kann Sport treiben und hat kürzlich eine heftige
Erkältung ganz normal - ohne jede Atemnot, wie sie ihn früher
unweigerlich befallen hätte - überstanden.
Die neuartige „Bergluft"-Therapie |
Nach Untersuchungen von Prof. Alexej
Tschishow erhöht das Inhalieren von „Bergluft" -
einer Mischung aus 10 Prozent Sauerstoff und 90 Prozent Stickstoff
- allgemein die Widerstandskraft des Organismus. Es hat einen
positiven Einfluß bei chronischer Bronchitis und Asthma,
bei Herzkreislauf-Erkrankungen wie zu hohem und zu niedrigem
Blutdruck, Herzrhythmusstörungen, chronischen Entzündungen,
hormonell bedingter Unfruchtbarkeit, Diabetes, Allergien, verschiedenen
Stoffwechsel- und Schlafstörungen sowie einer Reihe von
psychischen Problemen. Zudem verbessert die „Bergluft" die
bioelektrische Aktivität im Gehirn und damit zum Beispiel
die Gedächtnisleistung. Außerdem stärkt sie
gezielt das gesunde Gewebe gegenüber der negativen Wirkung
radioaktiver Strahlung, weshalb sich diese Inhalationsform
auch in der Krebstherapie - zur Vorbereitung auf Bestrahlungen
- bewährt hat. Über 150 000 Patienten sollen mittlerweile
damit behandelt worden sein.
Diese Therapie wird heute neben Rußland auch in Japan, Australien,
Tschechien, Malaysia und in der Schweiz vereinzelt eingesetzt. Ein
Behandlungszyklus dauert zwischen 15 und 25 jeweils maximal einstündigen
Sitzungen. Dabei werden „Bergluft" und normale Luft im
Wechsel mehrere Minuten lang eingeatmet, wobei die Inhalationsdauer
langsam immer weiter erhöht wird. Nähere Infos: Anatoli
Matenko, Hauptstr. 76, 71093 Weil im Schönbuch, Tel.: 07157/62676,
Fax: 0 7144/9 22 58 |
Das tiefere Geheimnis derartiger Heilerfolge sei
aber weder die „Methode Bergluft" oder seine spezielle
Hypnoseform noch irgendeine andere „Wundertherapie" allein,
betont Anatoli Matenko. „Wirkliche Heilung geschieht nicht
durch das Beseitigen körperlicher Symptome. Es ist die Psyche,
die Seele des Menschen, die geheilt werden muß." Ursache
der meisten Erkrankungen in der heutigen modernen Welt seien vor
allem die hohen psychischen Belastungen durch die Beschleunigung
des Lebensrhythmus und die insgesamt ungesunde, disharmonische
Lebensweise. „Nicht der Körper ruft nach Heilung oder
das Immunsystem nach Unterstützung - es ist in Wahrheit die
Seele, die nach Hilfe ruft`, glaubt Matenko. Ihre Heilung aber
sei ein höchst komplexer Prozeß, der in der zwischenmenschlichen
Interaktion zwischen Behandler und Patient stattfinde. Die Behandlungsmethoden,
die er dabei einsetze, seien hierbei nur das „Transportmittel",
um Körper, Geist und Seele des Kranken wieder an seine Gesundung
glauben zu lassen.
Bildquellen: ©Ulrich Arndt
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