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Erschienen in: esotera 4/2001
(Seite 16-18) |
Was Heiler wirklich können
Handauflegen, Besprechen, Reiki - allein in Deutschland
suchen Millionen chronisch Kranke Hilfe bei Geistheilern. Deren
Erfolge, verblüffen selbst die Mediziner
Von Ulrich Arndt
Behutsam streichen die Hände der Heilerin wenige Zentimeter über
den Rücken der Patientin, die ausgestreckt vor ihr auf dem
Massagetisch ruht. Ein wohlig warmes Kribbeln läuft der Liegenden
die Wirbelsäule hinauf. Ihre Muskeln entspannen sich mehr
und mehr. Plötzlich sind die Schmerzen seit vielen Wochen
zum allerersten Mal verschwunden - wie von Zauberhand weggewischt.
Trotz modernster Hightech kann die Schulmedizin vielen chronisch
Kranken nur ungenügend helfen. So ist es kein Wunder, dass
sich immer mehr Menschen Linderung von der geheimnisvollen Kraft
der Handaufleger und Besprecher erhoffen. Fast drei Millionen Deutsche
(!) suchen jährlich Rat und Hilfe bei rund 10.000 Geistheilern.
In der Schweiz haben sich schon 11 Prozent aller Eidgenossen einmal
von ihnen behandeln lassen, und in den Niederlanden buchen jährlich
65 000 Patienten rund 2 Millionen „Sitzungen". Ein Run,
der bisher weitgehend unbemerkt blieb. Bekannt wurden nur wenige
spektakuläre „Wunder". Zum Beispiel 1996: „Günter
Strack von Heiler gerettet!" titelten etliche Zeitungen. Dem
in Frankreich lebenden afrikanischen Schamanen Papa Elie Hien war
es gelungen, den „Drombusch"-Schauspieler nach wochenlangem
Koma wieder ins Leben zurückzuholen.
Auch andere Prominente haben sich „magischen Händen" anvertraut:
Hildegard Knef, Gunther Sachs, Tina Onassis, TV-Serienstar Linda Evans
oder Shirley MacLaine, zahlreiche Mitglieder europäischer Königshäuser
wie Prinz Charles, Herzogin Sarah Ferguson und König Juan Carlos
lassen ebenso Heiler kommen wie Chinas mächtiger Mann Deng Xiaoping.
Kosmische Energien
Die meisten Schulmediziner machen es sich leicht und sprechen
der Laienkonkurrenz einfach die Existenzberechtigung ab. Der Grund:
Handaufleger haben in Deutschland keine „Lizenz zum Heilen".
Therapieren dürfen sie nur, wenn sie einen Heilpraktiker-Abschluss
besitzen oder unter Aufsicht eines Arztes stehen - egal, ob sie
eher naturwissenschaftlich orientiert sind und mit avantgardistischen
Apparaten hantieren wie die Radioniker (s. Kasten rechts) oder
sich als „Werkzeuge Gottes" und „Kanal für
kosmische Energie" verstehen.
Methoden geistigen
Heilers |
- Handauflegen: Die Hände werden meist in geringem
Abstand über den Körper gehalten und bewegt. Über
sie soll „Heilenergie" auf den Klienten übertragen,
Krankmachendes abgezogen und Energie-Blockaden aufgelöst
werden.
- Besprechen: Mit Hilfe heilkräftiger Sprüche
und symbolischer Zeichen sollen Erkrankungen verschwinden.
- Reiki: Durch Handauflegen und spezielle Energiesymbole
soll eine spezielle Heilenergie übertragen werden.
Dank besonderer Einweihungen, das heißt symbolischer
Manipulationen ihres Energiefeldes, seien Reiki-Heiler
in der Lage, eine „Reiki-Heilenergie" weiterzugeben.
- Gesundbeten: Heiler, Kranke oder beide rufen die heilende
Hilfe Gottes, bestimmter Heiliger, Engel oder anderer höherer
Wesen an.
- Flying Light: Moderne Kombination aus Handauflegen,
Farbvisualisation, Shiatsu und Körpertherapie.
- Schamanismus: Der Heiler versetzt sich in Trance und
erfährt dabei Näheres über die tieferen
Ursachen der jeweiligen Krankheit und Möglichkeiten
ihrer Behandlung.
- Radionik: Per Radionik-Gerät als Hilfsmittel der
eigenen Sensitivität sollen zuvor individuell ausgetestete „heilende
Informationen" auf den Patienten übertragen werden.
- Weitere Formen sind: Therapeutic Touch, Healing Touch,
One Light Healing Touch, Pranaheilen nach Choa Kok Sui,
Time Line, Gruppenheilungen wie in Bruno-Göring-Zirkeln,
Heilung an Kraftplätzen und Wallfahrtsorten (geomantisches
Heilen), Heilen mit Fetischen und Reliquien, mediales Heilen,
spiritistisches Heilen (mit Hilfe von Geistern), Chakra-Therapie,
Familienstellen nach Bert Hellinger etc.
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So praktizieren viele Heiler in einer rechtlichen Grauzone und
hüten sich davor, ihre Erfolge an die große Glocke zu
hängen. Tatsache jedoch ist: Tausende Menschen haben bereits
positive Erfahrungen mit der Alternativmethode gemacht. Zwei Drittel
der Behandelten fühlen sich unmittelbar nach dem Handauflegen
deutlich besser, fünf bis zehn Prozent sogar völlig geheilt!
Das ergaben Befragungen an rund 6000 Heiler-Patienten, die im Rahmen
mehrerer Forschungsprojekte der Universitäten von Freiburg
(Süddeutschland) und Utrecht (Niederlande) durchgeführt
wurden. Vor allem bei chronischen Schmerzen, Problemen mit Gelenken
und Knochen, Dauerverspannungen, Beeinträchtigungen des Nervensystems
und der Psyche, Asthma, Neurodermitis, Allergien und bei Störungen
der Verdauung und des Stoffwechsels waren die Heiler erfolgreich.
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Handauflegen: Zwei Drittel fühlen
sich danach viel besser |
Während es in Deutschland immer noch eine tiefe Kluft zwischen
Geistheilung und Schulmedizin gibt, arbeitet man in anderen Ländern
bereits Hand in Hand. Im Wiener Donauspital, dem bekanntesten Krankenhaus
der österreichischen Hauptstadt, gehört etwa „Therapeutic
Touch" zum Klinikalltag: Jeder Patient der Krebs-Ambulanz
kann wählen, ob er begleitend zur konventionellen Therapie
auch Heilenergie „tanken" möchte. „Therapeutic
Touch" wurde vor rund 40 Jahren von Professor Dolores Krieger,
damals noch Krankenschwester, in Zusammenarbeit mit der Heilerin
Dora Kunz entwickelt. Speziell für die Anwendung in Praxen,
Pflegeheimen und Krankenhäusern variierten sie traditionelle
Techniken der Energie- und Geistheilung. Heute wird diese Therapie
in über 100 Ländern unterrichtet - darunter in Frankreich,
Ungarn, Finnland, Island, der Ukraine und Kenia.
In der Schweiz arbeiten Mediziner und Heiler zumindest in „Modellversuchen" zusammen:
Im Kantonsspital in Glarus praktiziert die „Rote Zora" - so
der Spitzname von Geistheilerin Alena Jöstl - Tür an Tür
mit Chefarzt Professor Kaspar Rhyner. 150 meist chronisch Kranke hat
sie bis jetzt behandelt. „Zum Teil mit außergewöhnlichen,
schulmedizinisch nicht erklärbaren Heilerfolgen", resümiert
der Chefarzt.
Energie
statt Pillen: Auch Hände können Schmerzen, Verspannungen
und Allergien lindern
In Deutschland hingegen sind Geistheiler in Arztpraxen
eher die Ausnahme: Nur vereinzelt öffnen Privatkliniken wie
die Tauberland-Klinik in Bad Mergentheim ihnen die Tore. Noch schlimmer
reagieren hierzulande die Schulmediziner in öffentlichen Krankenhäusern.
Sie fürchten den Kontakt mit der Laienkonkurrenz wie der Teufel
das Weihwasser oder verschweigen deren Mitarbeit: So werden an
einem großen Bezirkskrankenhaus in Süddeutschland zwar
die Schwestern in „One Light Healing Touch", einer Kombination
aus Handauflegen und Kinesiologie ausgebildet (s. dazu den Artikel „Kinesiologie
und die Weisheit des Körpers" auf S. 12 dieser Ausgabe).
Die Chefärzte wachen jedoch strengstens darüber, dass
nichts an die Offentlichkeit dringt.
Dabei ist die Effizienz des Handauflegens besser belegt als die aller
anderen unkonventionellen Heilweisen: Dr. Daniel Benor, in London lebender
amerikanischer Psychiater, sammelte weltweite Forschungen über geistiges
Heilen - mittlerweile über 150 kontrollierte Studien, 10 Dissertationen
und 2 Magisterarbeiten. Sein Resümee: Rund die Hälfte der Tests
waren erfolgreich - und das unter oftmals ungünstigen Bedingungen
und den argwöhnischen Blicken der Wissenschaftler.
Alles bloße Einbildung? Eine spontane Selbstheilung - ein medizinischer
Placebo-Effekt? Dem widerspricht noch eine Tatsache: Auch Tiere, Pflanzen,
Bakterien und einzelne Zellkulturen - darunter roten Blutkörperchen
und Krebszellen - konnten Geistheiler unter den Argusaugen der Wissenschaftler
kurieren. Und bekanntlich können sich Bakterien und Einzelzellen
eigentlich nichts einbilden. Dennoch ist übertriebene Hoffnung fehl
am Platz. Auch Handaufleger haben mal einen schlechten Tag, auch sie
können nicht immer erfolgreich arbeiten. Qualitätsnachweise
für Heiler gibt es nicht, da noch keine Kriterien für eine Überprüfung
ihrer Fähigkeiten existieren. Die bekannte in der Schweiz lebende
Geistheilerin Pamela Sommer-Dickson hält die Motivation eines Heilers
für das Wichtigste, warnt aber auch: „Bedenklich ist, wenn
Menschen in den Heilern Leitidole und Gurus suchen - es gibt Geschäftemacher,
die das skrupellos ausnutzen."
Wie aber findet man einen seriösen Heiler? Richtlinien vom „Dachverband
für Geistiges Heilen" (DGH), der deutschen Berufsorganisation
der Heiler erarbeitet, können weiterhelfen. Die wichtigsten:
• Der Heiler darf sich nicht als unfehlbar darstellen,
• keine Erfolgsversprechen geben,
• keine Vorauszahlungen und nicht mehr als zirka 120 Mark pro Sitzung verlangen,
• nicht von Arztbesuchen abraten. Außerdem vermittelt der DGH auf
Anfrage Adressen seiner Mitglieder und bietet eine kostenlose telefonische Beratung
zu allen Themen geistigen Heilens (s. Kasten „Infos") an.
Noch besser hilft vielleicht dies: Vom 30. November bis 3. Dezember 2001
versammeln sich auf dem „5. Weltkongress für Geistiges Heilen" in
Basel zahlreiche Heiler und einschlägige Forscher aus aller Welt.
In Live-Demonstrationen und Vorträgen kann man viele Handaufleger
erleben. Bei einigen sind Probebehandlungen möglich, und vielleicht
findet man gleich dort einen, zu dem man wirklich Vertrauen hat. Denn
auch hier muss „die Chemie" stimmen.
Nähere Informationen: |
Nähere Infos bei: Dachverband Geistiges
Heilen (DGH), Steigerweg 55, 69115 Heidelberg, Internet: www.dgh-ev.de
(Behandler-Liste, Telefonliste für kostenlose telefonische
Beratungen, Kriterien seriöser Heiler);
- Schweizer Verband für natürliches Heilen,
Tel.: 0041/31-3024440;
- Healing Touch Deutschland, Neisseweg 13, 85521 Ottobrunn,
Tel./Fax: 089/6091610, Internet: www.healingtouch.net;
- Deutsches Institut für Therapeutic Touch, Sabine
Dietrich, Herchenbachstr. 11, 51491 Overrath, Tel/Fax:
02206/3944;
- Flying Light-Akademie für Farb- und Körper-therapie,
Hünistr.l/1, 88046 Friedrichshafen, Tel./Fax:
07541/32123;
- Schule für Besprecher, De wise Frau, c/o Kim
Barkmann, Dorfstr. 5, 29485 Schletau/Lemgow, Tel.:
05883/989512
Literatur: esotera-essenz: „Der
Geist heilt", Sonderheft, Verlag Hermann Bauer,
9,80 Mark; Rolf Drevermann: „Heilen in Gottes Auftrag",
Verlag Langen-Müller, 29,90 Mark;
Andreas 1. Obrecht: „Die Welt der Geistheiler", Böhlau
Verlag, 58,00 Mark;
Dr. Harald Wiesendanger: „Geistiges Heilen für eine
neue Zeit", Kösel Verlag, 49,90 Mark
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Bildquellen: ©Verlag Hermann Bauer |