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Rote Reben für ein langes Leben Rote Reben für ein langes Leben Erschienen in: esotera 2/2001 (Seite 20-22)

Rote Reben für ein langes Leben

Schon ein halbes Glas Rotwein täglich schützt Herz und Gefäße besser als mancher moderne Vitamin-Gesundheitsdrinks. Was in südlichen „Rotwein – Ländern“ seit langem Brauch ist, wird jetzt von Wissenschaftlern empfohlen

Von Ulrich Arndt

Rotwein"Wein ist unter den Getränken das nützlichste, unter den Arzneien die schmackhafteste und unter den Nahrungsmitteln das angenehmste", wußte schon der griechische Dichter Plutarch (um 45 bis 120 n. Chr.). Lange Zeit wurden derartige Äußerungen bestenfalls einer weinseligen Laune zugeschrieben. Jeglicher Alkoholgenuss galt bis vor wenigen Jahren in der Schulmedizin als Risikofaktor für die Gesundheit. Vergessen war die mittelalterliche Heiltradition, nach der zu einem Krankenhaus auch ein Weinkeller gehörte und bestimmte Heilpflanzen-Essenzen stets in Wein verabreicht wurden. Im Laufe der letzten zehn Jahre aber wurde in über 50 Studien nachgewiesen, dass insbesondere Rotwein tatsächlich eine ganz erstaunliche Heilwirkung entfalten kann - vorausgesetzt es bleibt bei dem einen „Gläschen in Ehren...".

„Rotwein neutralisiert gefährliche Stoffe, die als Ursache vieler Erkrankungen und des Alterungsprozesses gelten"

Erstmals wurde die gesunderhaltende Wirkung eines mäßigen, aber regelmäßigen Weingenusses einer breiten Öffentlichkeit als „französisches Paradoxon" bekannt. Französische und amerikanische Ärzte hatten vor rund 20 Jahren festgestellt, dass umso weniger Menschen an Herzkrankheiten sterben, je regelmäßiger sie geringe Mengen Wein konsumieren - beispielsweise in Südfrankreich, was der Studie zu dem ungewöhnlichen Beinamen verhalf. Eine anschließende, über zehn Jahre dauernde Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bestätigte die Ergebnisse. Danach leben mäßige Alkoholgenießer länger als Abstinenzler oder Menschen, die es mit dem Alkoholkonsum übertreiben. Auch der derzeit mit 112 Jahren älteste Mann der Welt, Antonio Todde aus Sardinien, schwört auf ein Gläschen Wein zu karger Mahlzeit als seinen persönlichen "Jungbrunnen".
In jüngster Zeit haben Wissenschaftler die heilsamen Wirkungen des „Rebensafts" genauer erforscht. Das erstaunliche Ergebnis: Rotwein ist nicht nur gut fürs Gemüt; er schützt nachweislich Herz und Blutgefäße und neutralisiert gefährliche freie Radikale - jene Giftstoffe und Stoffwechselreste, die als Ursache vieler unterschiedlicher Erkrankungen und generell des Alterungsprozesses gelten.

Nach alter Art gekelterte Rotweine sind gesünder

Verantwortlich dafür sind zum einen der Alkohol selbst (solange die Mengen gering sind), zum anderen bestimmte Inhaltsstoffe, die vor allem in Rotwein zu finden sind: Farbstoffe, so genannte Bioflavonoide, und verschiedene Gerbstoffe, die am deutlichsten bei den - in neuen Eichenfässern gereiften - so genannten Barrique-Weinen erschmeckt werden können.
Die höchste Konzentration „heilsamer Geister" weisen zumeist die auf traditionelle Weise hergestellten Weine auf. Ein in Großbetrieben übliches starkes Auspressen der Trauben mit hohem Druck, moderne Mikrofilterung und Substanzen, die zum Entfernen von Bitterstoffen zugesetzt werden, reduzieren die Heilstoffe. Weine aus kontrolliert biologischem Anbau hingegen werden in der Regel noch nach alter Art gekeltert - neben dem Umweltschutz ein sehr gewichtiger Grund, seinen „Heilwein" von Biowinzern zu beziehen (siehe „Informationen" S. 22). Im Gegensatz zu den Anfängen des Bioweinbaus vor 30 Jahren liefern diese heute auch geschmacklich ausgezeichnete Qualitäten, wie beispielsweise das von der Fachjury der „ProWein-2000", der weltweit größten Weinmesse, ausgezeichnete ökologische Weingut Zähringer bei Freiburg im Breisgau. Ihr „Zähringer Löwe Nr. 21" wurde unter rund 500 Rotweinen zu einem der besten zehn Weine Deutschlands gekürt.

Ein „guter Tropfen" stärkt auf vielfache Weise das Herz:
In Untersuchungen des Nationalen Herzinstituts in den USA und anderer Forscher wurde nachgewiesen, dass geringe Weinmengen den Cholesterin-Spiegel regulieren - der Anteil des schädlichen Cholesterins („LDL" genannt) wird herabgesetzt und der des positiven („HDL") fast verdoppelt. Schlechte Cholesterin-Werte erhöhen bekanntlich die Gefahr, an Arterien-Verkalkung, Herzinfarkt und Gehirnschlag zu sterben.
Ebenfalls gut fürs Herz ist, dass Rotwein die Gefäße entspannt und erweitert sowie ein Verklumpen der roten Blutkörperchen (in der Alternativ-Medizin als „Geldrollen-Bildung" bekannt) verhindert. Dadurch wird insgesamt die Durchblutung verbessert. So kann der Text eines Bibel-Psalms durchaus wörtlich genommen werden: „Der Wein erfreut des Menschen Herz." Doch nicht nur das Herz allein. Ein kleines Gläschen täglich senkt auch die Gefahr, an Nierensteinen zu erkranken, um 39 Prozent (Milch, Wasser, Cola und Limonade haben keinen Einfluss). Viele Entzündungen werden eingedämmt und insgesamt die Abwehrkräfte gestärkt. Zum Essen getrunken, schützt Rotwein sogar besser als schulmedizinische Medikamente vor Lebensmittelvergiftungen durch Salmonellen, Coli-Bakterien und andere Erreger von Magen-Darm-Erkrankungen. Außerdem wird die Bildung von Verdauungsenzymen gefördert und insgesamt die Verdauung harmonisiert.

Wein unterstützt auch die Entschlackung und Entgiftung des Körpers, da beispielsweise giftige Schwermetalle aus Zahnfüllungen gebunden werden und die Arbeit der Nieren angeregt wird.
Sogar krebshemmende Substanzen finden sich im Wein - unter anderem die gleichen Stoffe wie in Knoblauch. Deren geringere Konzentration im „Rebensaft" wird wettgemacht, da sie an Alkohol gebunden vom Darm weit besser aufgenommen werden. Mehrere Studien am Sloan-Kettering-Krebszentrum in New York und anderer Krebsforscher belegen, dass durch Wein das Wachstum von Darmkrebs und anderer Tumorarten gestoppt werden kann. So liegt die Zahl der Krebskranken bei Weintrinkern auch um 20 Prozent unter denen der Abstinenzler. Wissenschaftliche Bestätigung fand auch das geflügelte Dichterwort Wilhelm Buschs „Rotwein ist für alte Knaben eine von den besten Gaben": Studien etwa an der Universität Bordeaux in Frankreich ergaben, dass Weintrinker 80 Prozent weniger Symptome von Alterssenilität zeigen und die Zahl der Alzheimer-Erkrankungen um 75 Prozent niedriger lag. Zudem ist die Sterblichkeit bei Weintrinkern um 30 Prozent niedriger als bei Abstinenzlern und starken Trinkern.
Nicht zuletzt wirkt Rotwein auch positiv auf den Gemütszustand: Er erhöht die Konzentration des „Glückshormons" Serotonin im Nervensystem.
All diese Forschungsergebnisse führten dazu, dass das amerikanische Gesundheitsministerium bereits 1995 für eine gesunde Ernährung empfahl: „Moderater Alkoholkonsum während der Mahlzeit ist gesundheitsfördernd."

Das wahre Geheimnis liegt in der richtigen Dosis

Entscheidend bei all dem ist jedoch die richtige Menge. Ein Übermaß kehrt die positive Wirkung schnell um und belastet die Organe, insbesondere die Leber. Als sinnvolle Alkoholmenge werden - je nach Körpergewicht und Konstitution - für Frauen 1 bis 2 Gläser Wein (insgesamt 0,41), für Männer 2 bis 3 Gläser (zus. 0,61) pro Tag empfohlen. Ein deutliches Überschreiten dieser Mengen kann schnell kritisch werden. Immerhin werden 6 Prozent der Alkohol-Konsumenten zu Alkoholikern, auch wenn Weintrinker daran nur zu knapp einem Fünftel beteiligt sind. Auch beim Rotwein als Heilmittel liegt also das wahre Geheimnis in der richtigen Dosis. Der im Vorjahr verstorbene bekannte Sportmediziner Prof. Dr. Josef Keul von der Universität Freiburg betonte zudem: „Die gesundheitsfördernden Wirkungen von Wein werden erst in Verbindung mit einer gesunden Lebensweise voll ausgeschöpft. Bei falscher Ernährungsweise verbessert Wein kaum die Ausgangslage." Besonders wichtig sei, genügend mineralarmes, kohlensäurefreies Wasser zu trinken (etwa zwei Liter pro Tag), denn Wein ist keinesfalls ein Ersatz für die nötige Flüssigkeitszufuhr.
Und Richard Doll, bekannter (heute pensionierter) Medizin-Professor der Universität Oxford, betont: „Solange Sie rauchen, gibt es nichts, das Ihr Herzinfarkt-Risiko auf das eines Nichtrauchers senken könnte. Die Risikominderung durch maßvollen Weingenuss ist dann aber erheblich und liegt bei zirka 40 Prozent, eine gesunde Ernährung und sportliche Betätigung senkt dieses noch weiter."

Cholesterin
Ein „guter Tropfen "reguliert das Cholesterin und verbessert die Durchblutung von Herz und Hirn

 

Informationen:
  • Literatur:
    Alfred Binder: „Gesund durch Rot- und Weißwein", Jopp Verlag, Wiesbaden 1999;
    Frank Jones: „Länger leben mit Rotwein", vgs Verlag, Köln 2000;
    Andrea Schäfer: „Zum Wohl mit Rotwein", Goldmann Verlag, München 1998;
  • Nähere Informationen zu Weinen aus kontrolliertem Bio-Anbau und Bezug bei:
    Bioland Bundesverband, Kaiserstr.18, 55116 Mainz, Tel.: 06131/239790, www.bioland.de (Adressenliste von Biowinzern für Direktbezug);
    Ecovin, Bundesverband von Ökowinzern, Wormser Str. 162, 55276 Oppenheim, Tel.: 06133/1640, www.ecovin.de (Adressenliste von Biowinzern für Direktbezug)

Bildquellen: ©Carolin Daum / www.pixelio.de, ©pauline / www.pixelio.de


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