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Erschienen in: NEWs AGE 01/2007
(Seite 19-22) |
Wie sich jeder selbst heilen kann
Interview mit Clemens Kuby von Ulrich Arndt
NEWs
AGE: Vor rund 25 Jahren erlebten Sie eine „Spontanheilung“ von
einer Querschnittslähmung. Jetzt bauen Sie eine europäische
Akademie auf, in der die Aktivierung der Selbstheilungskräfte
vermittelt werden soll. Ist „Spontanheilung“ für
Sie kein unerklärliches Wunder, sondern kann sie wirklich
gelehrt werden?
KUBY: Ja, ich habe
selbst zwar 22 Jahre gebraucht, um zu verstehen, dass es
lernbar ist. Aber seit drei Jahren geben wir Seminare darin
und die Erfahrungen geben uns jede Woche Recht, dass man
es lernen und erfolgreich anwenden kann.
NEWs AGE: Kann
sich tatsächlich jeder selbst heilen?
KUBY: 80
Prozent der Menschen schätzen Ihre Gesundheit
als das Wichtigste im Leben ein. Und gleichzeitig
besitzen wir bei diesem Thema die niedrigste Kompetenz.
Es kann doch aber nicht von der Natur vorgegeben
sein, dass jeder einen Profi benötigt, der
ihm sein Wohlbefinden erhält. Heute ist Gesundheit
das größte Geschäft überhaupt,
größer als Waffen, Drogen und alles
andere... So ist es sicherlich nicht ganz uneigennützig,
den Menschen das Gefühl zu geben, sie hätten
keine eigene gesundheitliche Kompetenz und sie
müssten immer jemanden finden, der Ihnen hilft,
wieder ins Gleichgewicht zu kommen.
NEWs AGE: Für
Ihren faszinierenden Film „Unterwegs in die
nächste Dimension“ haben sie weltweit
Heiler und Schamanen bei Ihren Behandlungen gefilmt.
Die Selbsthilfe-Methoden, die Sie jetzt vermitteln,
sind ein Destillat dieser Beobachtungen?
KUBY: Ich
habe Schamanen und Heiler in 14 Ländern beobachtet
und bin mit 360 Stunden dokumentierten Heilungsprozessen
wiedergekommen. Beim Auswählen und Schneiden
für die Filmversion fragt man sich dann automatisch:
Was machen die eigentlich?
Zunächst denkt man, der Heilerfolg liegt im jeweiligen Ritual begründet,
also im speziellen Trommeln, Räuchern usw.
Erst durch den Film „Das Leben ist eine Illusion“, den ich
danach über Gehirnforschung gedreht habe, verstand ich: die Schamanen
benutzen einfach die Funktionsweise unseres Gehirns, denn unser Gehirn
ist nicht dafür eingerichtet, zwischen Illusion und Wirklichkeit
unterscheiden zu können. So kann ich neue Synapsen im Gehirn und
damit Botenstoffe und Ähnliches genauso gut mit Vorstellungskraft,
also mit Illusion erzeugen wie mit einer materiellen Anregung etwa durch
Medikamente. Heute weiß man, dass durch Informationsinput Synapsen
sogar 400- bis 4000mal schneller entstehen als auf materiellem Wege.
Eigentlich kennt ja jeder die Wirkkraft von Information: Wenn Sie beispielsweise
den Telefonhörer abnehmen und hören „Sie sind entlassen!“,
wird in Kürze ihr Magen rebellieren. Nur drei Worte können
so das gesamte körperliche Befinden komplett verändern. Aber
auch der umgekehrte Weg ist möglich, wenn man – um im Beispiel
zu bleiben – die richtigen drei Heilworte findet. Die geistige
Konditionierung spielt also eine riesige Rolle und genau das ist das
Heilgeheimnis der Schamanen.
NEWs AGE: Für Ihre eigene
Spontanheilung 1981 waren auch solche „Heilworte“ ausschlaggebend?
KUBY: Heute habe
ich verstanden, warum ich wieder laufen kann, obwohl
mein Wirbel nach wie vor zerschmettert ist. Jeder Fachmann,
der mein Röntgenbild sieht, sagt: „Der Mann
kann nicht laufen.“ Wenn ich an den Wirbel fasse,
ist da auch immer noch ein Loch, trotzdem haben sich
die Nerven wieder verbunden – und das haben sie
aufgrund von Information im weitesten Sinne getan. Ich
hatte mich damals entschlossen, mein Leben komplett zu
verändern und völlig neu anzufangen. Bei mir
war also eine sehr radikale Information nötig, um
zu gesunden.
NEWs AGE: Wie
kann man in Ihren Seminaren nun zu seiner persönlichen
Heilinformation gelangen?
KUBY: Die
richtige Information und die richtigen Worte erfährt
man oft nicht im normalen Wachbewusstsein. Die
meisten kommen mit einem Leiden oder Problem, über
das sie oftmals schon Jahre nachgedacht haben,
ohne einen Weg zur Heilung zu finden.
Wir wissen heute aus der Gehirnforschung: Die Intuition beginnt erst
richtig zu arbeiten, wenn die Gehirnwellen aus dem Wachzustand heraus
in den Frequenzbereich der Alpha-Wellen zwischen 7 bis 14 Hertz gleiten – in
den Alpha-Zustand, der für entspannte Wachheit, Meditation und gesteigerte
Sensitivität steht. Daher gelingt es vielen Seminarteilnehmern gerade
während der Nacht zwischen Wachen und Schlafen, die Antwort auf
ihre zuvor richtig formulierte Frage zu bekommen.
In unseren Seminaren wird also beispielsweise auf schamanische Rituale
völlig verzichtet. Manche Menschen gelangen durch intuitives Malen,
durch Singen oder Tanzen in diesen intuitiven Alpha-Zustand und daher
bieten wir in unserer Akademie auch solche Seelenzugänge an. In
meinen Kursen wird es über Schreiben in der Nacht erreicht – es
gibt also viele Wege, die uns aus unserem rationalen Wachbewusstsein
hinaus in den Alpha-Zustand führen.
NEWs
AGE: Welche Hilfestellungen geben Sie bei dieser Suche?
KUBY: Beispielsweise
frage ich einfach nur: „Wie äußerst
sich deine Krankheit für dich?“ Dann berichten
Sie etwa, ich bin so lethargisch, depressiv...etc. Und
wir versuchen, ganz spontan das erste, das heißt älteste
Bild für dieses Gefühl zu finden. Dann rekonstruieren
wir sehr exakt dieses erste Erlebnis und wandeln es danach
ebenso detailliert ins Positive um. Wir lernen also,
die Fähigkeit unserer Visionskraft zu nutzen – denn
Wirklichkeit muss nicht wahr sein, Wirklichkeit ist das,
was wirkt.
Es werden auch Übungen gemacht, in denen man die Vor- und Nachteile
seiner Krankheit aufschreibt. Und man muss letztlich bereit sein, solche
Vorteile wie höhere Aufmerksamkeit, Invalidenrente oder ähnliches
aufzugeben, sonst werde ich nicht gesund. Es gibt viele derartige Übungen
in den Seminaren.
NEWs AGE: Können Sie
eine Erfolgsrate Ihrer Selbsthilfe-Seminare beziffern?
KUBY: Das Schwierige
daran ist, dass die, die gesund sind, nicht mehr zurückkommen
und sich kaum noch melden. Aber die Seminare wären
nicht so ausgebucht, wenn wir nicht weiter empfohlen
würden – wir machen ja keinerlei Werbung für
unsere Seminare.
NEWs AGE: Sie
sehen Krankheit als „Botschaft der Seele“.
Was halten Sie von pauschalen Deutungen in Ratgebern
wie etwa „Knieschmerzen sind ein Ausdruck
dafür, nicht vorangehen zu wollen“?
KUBY: Grundsätzlich
ist darin ein allgemeines Erfahrungswissen enthalten,
etwa dass sich in der Leber Wut staut und dass
die Nieren Beziehungsprobleme widerspiegeln. Das
ist alles nicht schlecht, aber es ist nicht die
jeweilige individuelle Ursache des Problems. Es
ist vielleicht ein Hinweis, aber man darf es auf
keinen Fall dogmatisieren. Jeder Fall liegt etwas
anders. Wenn sie bei solchen Beschreibungen keine
echte eigene Erfahrung spüren, kein eigenes
Bild dazu haben, bei der sich ein solcher Knieschmerz
manifestiert hat, dann nützen diese Zuordnungen
und Erklärungsmuster überhaupt nichts.
NEWs AGE: Wenn
wirkliche Heilung erst durch Bewusstseinsentwicklung
geschieht, können Sie dann eine Grenzen ziehen
zwischen sinnvoller Hilfe durch einen Therapeuten
und einer den Prozess nur verzögernden Behandlung?
KUBY: Wenn
ich Schmerzen immer nur mit Schmerzmittel wegdrücke,
habe ich mich um die Botschaft des Schmerzes von
meiner Seele gebracht. Und wenn ich zu einem Therapeuten
zum „fünfzigsten“ Mal hingehe
und merke, an meinem Symptom hat sich nichts geändert,
dann würde ich schleunigst wechseln. Und ich
würde mir endlich meine eigene Kompetenz für
mein Wohlbefinden klarmachen. Es gibt ja niemanden
in diesem Universum, der mich besser kennt als
meine eigene Seele. Also muss ich lernen, diese
Bilder und ungelösten Konflikte aus meiner
Seele aufsteigen zu lassen.
NEWs AGE: Wie
kommunizieren Sie selbst mit ihrer Seele für
Ihren „täglichen Seelenputz“?
KUBY: Klärungsprozessen
sind immer nötig. Ich mach das durchschnittlich
zweimal die Woche: Ich stelle mir vor dem Einschlafen
eine Frage und nachts steigt dann die Seelenantwort
in mir auf und ich schreibe sie im Halbschlaf in
meinen Organizer.
NEWs AGE: Welche
Fähigkeit muss ein Therapeut oder „Begleiter“,
wie Sie ihn in Ihrer Akademie ausbilden, mitbringen?
KUBY: Es
hört sich vielleicht vermessen an, aber um
jemanden helfen zu können, muss man eigentlich
gar nichts können. Man muss nur wirklich zuhören:
Jeder, der über seine Krankheit und seine
Probleme redet, webt in seine Worte schon die Ursache
seines Leidens mit ein. Aber das wird meist überhört.
Man muss also nur dem Klienten bewusst machen, dass er selbst etwa in
einer Über- oder Untertreibung seiner Beschreibung schon alles gesagt
hat. Diese sprachlichen Auffälligkeiten weisen auf die jeweilige
Disharmonie und den zugrunde liegenden Konflikt hin.
NEWs AGE: Und was erlernt
dann ein Teilnehmer in Ihren Ausbildungsseminaren zum SHP-Begleiter?
KUBY: Die SHP-Begleiter,
also die „Selbst-Heilungs-Prozess“-Begleiter,
lernen zuerst ihre eigenen Konflikte zu lösen. Ich
kann niemand bei einem Problem helfen, dass ich selbst
noch nicht gelöst habe. So kann ein Begleiter schon
sehr sehr gut sein, aber wenn er an einen Fall gerät,
der ein ähnliches Problem wie er selbst hat, dann
ist er und damit der Heilungsprozess blockiert. Diese „blinden
Flecken“ bekommt man in der Ausbildung immer wieder
gespiegelt, so dass sie aufgelöst werden können.
NEWs
AGE: Im Rahmen der SHP-Akademie werden auch
Seminare zu so unterschiedlichen Themen wie „Global
Scaling“ und Reinkarnation angeboten. Was
haben diese mit dem Erlernen der Selbstheilungskräfte
zu tun?
KUBY: Früher
hat die Religion ein Weltbild gestiftet, in dem
Mensch und Schöpfung miteinander verbunden
waren. Heute bieten uns die Erkenntnisse des „Global
Scaling“ eine zeitgemäße, physikalisch-mathematische
Erklärung, wie der Mensch in das Universum
eingebettet ist. Dr. Hartmut Müller, der Entdecker
des „Global Scaling“, erklärt
auf rein naturwissenschaftlicher Basis, dass unser „Alleinsein“ in
Wahrheit ein mit dem „All Einssein“ ist.
Er macht klar, dass das Universum kein chaotischer
Haufen ist, sondern dass Resonanzgesetze und Harmonie
existieren. Er macht mit Hilfe der Quantenphysik
verständlich, dass ich allein durch meine
Gedanken tatsächlich große Veränderungen
erreichen kann.
NEWs AGE: ..
und das Thema Reinkarnation...
KUBY: Wie
soll man die Krebserkrankung eines Säuglings
sonst erklären. In solchen Fällen muss
bei der Ursachenforschung „die Tür erweitert
werden“. Man kann als Angehöriger des
Kindes zu dessen Seele in gleicher Weise Kontakt
aufnehmen und kann auf der Seelenebene genauso
Fragen stellen, wie bei sich selbst. So kommt man
zu erstaunlichen Erkenntnissen, wo und wann dieses
Symptom entstanden ist und was es das Kind lehren
möchte. Und dann kann man oftmals Konsequenzen
daraus ziehen und Spontanheilung initiieren. Ältere
Kinder können ihre Seelenantworten beispielsweise
schon selbst malen.
NEWs AGE: Sie
planen in der SHP-Akademie eine Telefonseelsorge
einzurichten und es soll ein Netz von Gruppentreffen
mit ausgebildeten SHP-Begleitern entstehen. Haben
Sie eine so große Anzahl an Mitarbeitern?
KUBY: Wir
müssen derart wachsen. Nachdem mein Film „Unterwegs
in die nächste Dimension“ im Kino lief,
hatten wir über 16 000 Anfragen nach Heilungen.
Ich kann nicht solche Erwartungen wecken, ohne
darauf reagieren zu können. Zur Zeit sind
76 SHP-Begleiter in der Ausbildung. Die Telefonseelsorge
wird voraussichtlich im August starten können.
NEWs
AGE: Gibt es eine Prüfungs- oder Bewertungsmöglichkeit,
welcher der Teilnehmer nach den Seminaren wirklich
als SHP-Begleiter geeignet ist?
KUBY: Das
merken die Teilnehmer selber. Wir sind nicht die
Prüfer, sondern im Ausbildungskurs wird jeder
von jedem in den Beratungssituationen bewertet.
Und diese Bewertungen sind erstaunlich übereinstimmend.
Zugleich merkt jeder selbst, woran er noch an sich
arbeiten muss, bevor er mit Klienten arbeiten kann.
NEWs AGE: Wird
es auch einen Film über Selbstheilung mit
Ihrer Methode geben?
KUBY: Ja,
aber das bisherige Filmmaterial erweckt noch zu
sehr den Anschein, dass eine zweite Person etwa
als Fragesteller in dem Prozess nötig ist.
Wir wollen jedoch keine neuen Heilgurus werden
und niemand soll die Verantwortung für seine
Gesundheit an uns abgeben.
Jeder kann auch allein mit der eigenen Seele kommunizieren. Ich möchte
daher noch mehr Fälle dokumentieren, in denen Selbstheilung allein
in der Kommunikation mit sich und dem Papier geschieht. Die Seele will
sich ja mitteilen und oftmals schreibt die Hand dann Sachen, die man
gar nicht bewusst gedacht hat.
NEWs AGE: Wird es von Ihnen
in Zukunft auch wieder Filme zu Tibet oder anderen Themen geben
oder widmen Sie sich ganz der Seminartätigkeit?
KUBY: Zunächst
plane ich noch ein Buch und Filme zum Thema Selbstheilung,
weil Selbstheilung in dieser Konsequenz, wie wir sie
vorstellen, noch lange nicht selbstverständlich
ist. Es gibt viele Ansätze, die in ähnliche
Richtung gehen angefangen von Byron Katies „The
Work“ bis zu Hellingers-Familienstellen – Methoden,
wie man sich und seine Seele selbst befragt.
Der jetzige Zustand des Gesundheitssystems ist ja auch nicht mehr tragbar,
das System ist nicht mehr bezahlbar - es muss sich etwas ändern...
Clemens Kuby, Buchautor und Filmemacher
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Clemens Kuby gehört zu den ungewöhnlichsten
Filmemachern Deutschlands. 1947 geboren, engagierte er sich
früh in der Berliner Studenten-Bewegung mit Rudi Dutschke
und Danile Cohn-Bendit. Ende der 70er Jahre war er maßgeblich
an der Gründung der Partei „Die Grünen“ beteiligt.
Nach mehreren Dokumentationsfilmen unter anderem über ökologischen
Landbau bekam er für seinen Kinofilm „Das Alte Ladakh“ 1086
den Deutschen Filmpreis.
Es folgten die Dokumentarfilme „Tibet– Widerstand des
Geistes“ und „Living Buddha“, für den ihm
1994 der Bayerische Filmpreis verliehen wurde. 2001 veröffentlichte
er den Kinofilm „Unterwegs in die nächste Dimension“ über
schamanische Heilmethoden. Clemens Kuby gibt Seminare über Methoden
der Selbstheilung und Persönlichkeitsentwicklung und gründete
die „ Europäische Akademie für Selbstheilungsprozesse“ (SHP-Akademie). |
Nähere Informationen:
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Bücher:
Clemens Kuby: "Unterwegs in die nächste Dimension. Meine
Reise zu
Schamanen", Kösel-Verlag
und "Heilung - das Wunder in uns", Kösel-Verlag
Hörbuch:
"Unterwegs in die nächste Dimension", Kösel-Verlag |
Bildquellen: ©Clemenz Kuby |